Hintergrundwissen "Befragung & Interview"

Mehrwert-Infos für Vielleser, Mehr-Wisser, Besserwisser

Fragen und Befragung

Nicht nur für eine Befragung im Bereich der Kriminalistik sind Frage- bzw. Befragungs-Techniken wichtigstes Handwerkszeug. Auch in vielen anderen Bereichen und Situationen des täglichen Lebens ist die richtige Beherrschung gezielt gestellter Fragen wichtig, z.B. bei Angebotserstellungen, Preisverhandlungen und in Vorstellungsgesprächen.


Wer fragt, der führt
Auf Fragen erhält man Antworten. Selbst eine nicht beantwortete Frage ist im Prinzip eine Antwort und lässt entsprechende Rückschlüsse zu. Antworten bedeuten Wissen. Wissen ist Macht. Wie aussagekräftig die jeweilige Antwort ist, die man auf Fragen erhält, wird durch die Frage selbst und durch entsprechende Fragetechniken entschieden. 


Antworten
Es ist nicht nur bedeutsam, die richtigen Fragen zu stellen; in vielen Situationen ist es entscheidend, richtig oder zumindest adäquat zu antworten bzw. schlagfertig zu reagieren.

Das Interview

Ein Interview ist eine Befragung mit dem Ziel, Informationen oder Sachverhalte zu ermitteln, die sich auf eine Person, eine Sache oder eine Meinung beziehen und entweder der Recherche oder der Darstellung dienen. Interviews gibt es...

 

... im Journalismus (Presse-, Radio- TV-Berichterstattung und -Unterhaltung
    z.B. Talkshows etc.),

 

... in der Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Stellungsnahmen bei Pressekonferenzen),

 

... in der Wissenschaft (z.B. Sprachwissenschaft, Sozialwissenschaft /
    Empirische Sozialforschung,  Geschichtswissenschaft  
    z.B. Befragung von Zeitzeugen),

 

... in der Marktforschung (z.B. Umfragen),

 

... in der medizinischen, psychologischen und psychologisch-pädagogischen
    Diagnostik (Anamnese),

 

... in der detektivischen Ermittlungsarbeit und Polizeiarbeit (Befragung),

 

... vor Gericht (Gerichtliche Befragung),

 

... bei der Partnersuche und Partnerwahl (z.B. Abfragen von
    Persönlichkeitsmerkmalen, Einstellungen, Interessen und Vorlieben,
    Dating-Gespräch),

 

... im Verkaufsgespräch (z.B. Persönlichkeits-, Motiv- und Bedürfnis-Ermittlung,
    Zeigen von Zuhörfähigkeit und Interesse für den Kunden) sowie

 

... im Personalwesen (Recruiting-Gespräch, Bewerber-Interview,
    Vorstellungsgespräch, Eignungsdiagnostik).

Das Interview in der Diagnostik

In der Diagnostik dienen Interviews dazu, möglichst umfangreiche, aussagekräftige Informationen zutage zu fördern. Dies erfolgt durch das gezielte Stellen von Fragen und das Hinterfragen von Antworten,  aber auch durch freies Erzählen oder themenspezifische Ausführungen. Ziel ist es, ein möglichst vorurteilsfreies Bild von der individuellen Persönlichkeit, der individuellen Wahrnehmung und Denkleistung sowie des allgemeinen und situationsspezifischen Verhaltens zu erhalten. 

Problemstellung

Das Problem bei Befragungen und Interviews liegt zum einen bei der subjektiven Fragestellung, der jeweiligen Perspektive und Rolle des Interviewers sowie bei Beobachtung und Beurteilung des Interview-Partners, seines Verhaltens und seiner Antworten. 


Hinzu kommt die Problematik möglicher Kommunikationsfehler und Kommunikationsstörungen sowie unzähliger möglicher Beobachtungs- Beurteilungs- und Wahrnehmungsfehler inklusive der Berücksichtigung
naiver bzw. impliziter  Persönlichkeitstheorien und der Beurteilung auf Basis von Menschenkenntnis.


Ein weiteres Problem kann bereits in der Art und Weise der Fragestellung an sich liegen. Zusätzlich bedingt ein Interview eine gute Zuhörfähigkeit. Nicht jeder ist ein guter Zuhörer und hört richtig hin und richtig zu.

 

Ein ganz besonderes Problem liegt im Wahrheitsgehalt der Antworten. Dieser kann Beeinflussungen, Täuschungen und Manipulationen unterliegen und hängt ab vom Interviewer, der Persönlichkeit des Interview-Partners, vom Umfeld
(z.B. soziales Umfeld) sowie von individuellen Einstellungen, Bedürfnissen, Erwartungen sowie der Motivation des Gesprächspartners und individueller Motive (sowohl des Gesprächspartners als auch des Interviewers).

 

Insgesamt gilt es, viele kommunikative (verbale, paraverbale, nonverbale), psychologische und soziale Faktoren zu berücksichtigen.