Hintergrundwissen "Image von Politikern"

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Das Ansehen von Politikern und die öffentliche Meinung
Obwohl sie sich tagtäglich für unsere Demokratie einsetzen (oder nicht) und dabei sogar ihren eigentlich gelernten Beruf gegen die Arbeit für das Gemeinwohl eintauschen: Kaum eine Berufsgruppe ist so schlecht angesehen, wie die der Politiker. Bei Berufen, denen ein hohes Ansehen zugeschrieben wird, finden sich gemäß einer Allensbach-Umfrage von 2008 Politiker mit nur 6 % ganz am unteren Ende in einer dunklen Ecke wieder.

 

Im Vergleich: Ärzte führten 2008 mit 78%. Ebenso beim GfK-Vertrauensindex: Nur, dass nach der einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Sachen Vertrauen Feuerwehrleute vor Ärzten führen. Merkur-Online kommentiert am 17.06.2011 die Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung: „Die Politikerverdrossenheit in Deutschland nimmt weiter zu“ und „Das Vertrauen der Bundesbürger in ihre Politiker schwindet laut einer Umfrage weiter.“ Nach dieser Umfrage vertrauen nur noch 9 Prozent der Menschen den Parlamentariern, während ein Jahr zuvor der Anteil noch bei 14 Prozent gelegen habe. Das geht aus dem alljährlich ermittelten GfK-Vertrauensindex hervor.

 

Der Stern kommentiert eine beim Meinungsforschungsinstitut Forsa in Auftrag gegebene  repräsentative Umfrage zum Ansehen des Bundestags online am 18. Juli 2012 mit: „Verheerendes Zeugnis für Parlamentarier“, „Überfordert, Lobbyisten-hörig, zu wenig engagiert“, „Das Ansehen des Bundestags liegt am Boden“. Nach der besagten Stern-Umfrage antworten allein auf die Frage, ob die meisten Abgeordneten ihre Arbeit engagiert und sachgerecht verrichteten, zwei von drei Bürgern (66 Prozent) mit "Nein". Lediglich 24 Prozent der Befragten erklärten, sie hätten Vertrauen in die Arbeit der Abgeordneten. Der Umfrage entsprechend zweifeln die Deutschen daran, dass die Mitglieder des Bundestages den Überblick behalten: 81 Prozent meinen, die Abgeordneten seien überfordert. Nur 15 Prozent glauben, dass die Parlamentarier noch der Situation gewachsen seien.

Auch der Spiegel ist der Auffassung, dass das Image der Volksvertreter miserabel sei. Spiegel-online kommentiert 2012 die Stern-Umfrage mit „ Bürger haben desaströses Bild von Abgeordneten“. Ebenso der Forsa-Chef Manfred Güllner: Er war laut "Stern" überrascht über die stark negativen Werte. Seiner Auffassung nach seien die Deutschen überzeugte Demokraten. Daher sei es erschreckend, dass die Abgeordneten so schlecht bewertet werden. Güllner: "Wir haben die Fragen sehr vorsichtig und ausgewogen formuliert.“ Wie Güllner dem Magazin mitteilte, sei das Ergebnis auch unabhängig von aktuellen Debatten als gültig anzusehen.

Auch der Deutschlandtrend der ARD kommt zu dem Schluss, dass sich die Politik abgekoppelt hat: 98% der Befragten fordern, dass die Politik wieder stärker den Kontakt zum Volk suchen muss. 80% sind der Auffassung, dass wichtige politische Entscheidungen getroffen werden, ohne dabei die wirklichen Interessen der Menschen tatsächlich zu berücksichtigen. 85% sind sogar davon überzeugt, dass die meisten Politiker nicht wissen, was im wirklichen Leben los ist.

 

Bundestagspräsident Norbert Lammert verteidigte die Arbeit der Parlamentarier. "Das geringe Ansehen des Deutschen Bundestages entspricht weder seiner Bedeutung noch seiner Leistung", sagte er der "Stuttgarter Zeitung". Bei keinem anderen Verfassungsorgan sei diese Diskrepanz der Beurteilung größer als beim Parlament.

 

Wie auch immer: Die öffentliche Meinung muss ernst genommen und hinterfragt werden, schließlich basiert unsere Demokratie und unser gesamtes Kommunal-, Landes- und Bundesmanagement genau auf diesen Menschen, zu denen immer mehr das Vertrauen fehlt: Den Politikern. Politiker gestalten kommunale Strukturen, gesellschaftliche Sichtweisen und Moralvorstellungen, das Zusammenleben der Menschen in der Gemeinschaft, Gesetze, unsere gesamte Innen- und Außenpolitik und unsere Zukunft. Wer kann an eine zukunftsfähige Zukunft glauben, wenn er nicht an Politiker glauben kann?


Fakt ist: Tatsächlich haben Politiker einen drastischen Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust erlitten. Das liegt nicht nur an einer immer kritischeren Presseberichterstattung, an der Häufung öffentlich gewordener Skandale, an nicht eingehaltenen Wahlversprechen und an immer häufiger vorkommenden Fehltritten in Sachen ungünstiger kommunikativer Äußerungen und Verhaltensweisen: Der Staat und die Politiker mischen sich immer häufiger in alltägliche Lebensumstände ein. Gebote und Verbote für alltägliche Lebensumstände werden immer häufiger und detaillierter. Politische Entscheidungen erscheinen aus Sicht der meisten Bürger heute elitärer, moralisch belehrender und zielgruppenspezifischer. Sie orientieren sich immer weniger an den Wünschen und Bedürfnissen der breiten Masse. Politiker, die sich daran zu orientieren versuchen, werden mit dem Adjektiv "populistisch" belegt. Eigentlich ein positives Adjektiv, das für "nah am Volk" steht. Die meisten Politiker und Medienvertreter verstehen es jedoch negativ - und das ist sehr erschreckend.

Politiker und Gesetze

Es scheint, als würden viele neue Gesetze aus einem relativ einseitigen Blickwinkel heraus, gestaltet. Vom Prinzip und von der Absicht her ist es richtig und ehrbar, dass Gesetze oft nur Teile unserer Gesellschaft vor einigen wenigen schlechten Mitgliedern der Gesellschaft schützen. Es wird aber zumeist vergessen oder völlig verdrängt, dass sich dadurch Normen und Regelwerke entwickeln, die alle Mitglieder unserer Gesellschaft gleichermaßen betreffen. Das Problem: Für einige Mitglieder unserer Gesellschaft sind gewisse Regelwerke "Peanuts". Eventuelle Strafen sind im Business der Großen bereits einkalkuliert. Für andere, die "Kleinen" hingegen, werden einige Regeln, die eigentlich den erstgenannten galten, zu einem echten Problem. Manches, was da von Politikern angedacht und teilweise sogar beschlossen wird, wirkt sich oft insbesondere für den schuldlosen Teil vieler Menschen sehr kontraproduktiv aus. Manche Neuerungen sind für Teile unserer Gesellschaft sogar existenzbedrohend. Jedem das Seine halt.

 

Jedem das Seine?
Der Spruch „Jedem das Seine“ prangte über dem Haupttor des Konzentrationslagers Buchenwald  und erscheint manchmal in der Politik ähnlich. Jedem das Seine (lateinisch suum cuique) ist seit antiken philosophischen Theorien der Moral und Politik ein Prinzip, das abstrakt besagt, dass jedem Bürger das zuteil werden soll, was ihm gebührt. Und das sieht man dann: Während  sich wirtschaftlich besser gestellte Menschen z. B „Ökostrom“ leisten können und aufgrund ihrer grundsätzlichen Investitionsfähigkeit sogar noch ein eigenes Solar- oder Biokraftwerk vom Staat gefördert bekommen, wissen viele andere Menschen tatsächlich nicht mehr, wie sie ihre Heiz- und Stromkosten bezahlen können, von Investitionen in erneuerbare Energien ganz zu schweigen.
Gesprochen wird selten darüber, zumindest nicht von Politikern, die eigentlich das positive Gegenteil mit ihren Ideen bewirken wollen. Zumindest ist von dieser ehrenwerten Absicht einfach einmal auszugehen. Die Folgen in manchen oder sogar großen Teilen der Gesellschaft scheinen aber ebenso wenig nachvollzogen werden wie manche komplexe Zusammenhänge nicht gesehen werden.

 

Warum können viele Politiker manche Auswirkungen nicht nachvollziehen?
Andreas Köhler, der Politiker berät, verweist auf soziale Wahrnehmung und Empathie: „Was man selbst nicht erlebt, ist für einen selbst oft nicht real vorstellbar. Nicht jeder Mensch verfügt über die Empathie, sich in die Bedürfnisse der unterschiedlichsten Menschen tatsächlich hineinversetzen zu können.“ Köhler ergänzt: „Es herrschen oft Ansichten und Vorstellungen vor, die auf einseitigen Informationen basieren.“ Am Beispiel Energiewende heißt das: Die meisten Politiker sitzen eben nicht im Kalten. Sie können sich eine höhere Stromrechnung leisten.

 

Teure Ideale für einige wenige
Viele Politiker vertreten ehrenwerte Ideale, die sich der Otto Normalverbraucher in seiner eigenen Realität gar nicht leisten kann. Dennoch gibt es auch Politiker, die sich derartigen Problemstellungen annehmen, aber leider wieder einseitig für eine ganz bestimmte Klientel. Köhler: „Auch anders Denkende müssen überzeugt werden. Oft steht aber die Information und Kommunikation weit hinter Selbstdarstellung und Lobbyismus.“

Annahmen und Tatsachen
Viele Politiker sind verwundert, wenn Berater wie Andreas Köhler ihnen erklären, dass manche Gegebenheiten in unserer Gesellschaft, insbesondere an der Basis ganz anders sind, als viele Politiker meinen. In einer Untersuchung, in der Menschenbild-Annahmen und daraus resultierende Politiker-Meinungen mit realistischen Fakten aus unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft abgeglichen wurden, kam eine deutliche Divergenz zwischen Annahmen und Tatsachen heraus: Demnach scheinen viele Politiker, insbesondere die, die sich als Führungskräfte sehen, davon auszugehen, dass sich fast jeder Deutsche Bürger zweimal im Jahr einen Urlaub - und ca. alle drei Jahre einen neuen Wagen leistet.

 

Woher kommen einseitige Bilder?
Köhler: „Vieles orientiert sich stets an sehr einseitigen Annahmen und Statistiken, die oft wenig realistisch sind oder zumindest nur sehr einseitig ausgeleuchtet werden.“ Dazu gehören scheinbar auch Fehlinterpretation von Begrifflichkeiten wie z.B. „Arbeitsmarkt“ und „Wirtschaft“ und das objektive Verständnis davon. Hinsichtlich der besagten Begriffe haben viele Politiker zumeist ausschließlich die Großkonzerne und den größeren Mittelstand im Blick. Vieles würde sich daran orientieren, nicht aber an den meisten, den unzähligen Klein- und Kleinstbetrieben sowie vielen Freiberuflern, von denen Unzählige am Existenzminimum leben und sogar tagtäglich um ihr Überleben kämpfen. Wirtschaft ist eben nicht gleich Wirtschaft und Arbeitsmarkt nicht einfach nur Arbeitsmarkt. Trotzdem. Der Meinungsmarkt ist überschwemmt mit einseitigen Vorstellungen von der Wirklichkeit. Wie wirklich ist aber diese Schein-Wirklichkeit?

 

Grauzone oder Realität
Wenn Politiker von Ausnahmen und „Grauzonen“ sprechen, wird oft vergessen, dass das was viele Politiker als Ausnahme oder Grauzone betrachten, oftmals mehr die Realität ist, als das, was als normal empfunden wird. Vielen Politikern ist scheinbar gar nicht bewusst, dass ein Facharbeiter bei einem Großkonzern wie Volkswagen einen sichereren Job und ein höheres Einkommen bei wesentlich geringerer Arbeitszeit hat, als mancher Arzt im Krankenhaus und viele andere Berufstätige mit höherem Abschluss.

 

Vielen ist gar nicht bewusst, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen den eigentlich wenigen Großunternehmen, an denen man sich stets orientiert und den vielen Kleinunternehmen. Abgestritten wurde sogar die Tatsache, dass z.B. ein Deutschlehrer an einer staatlichen Schule bei geringerer Arbeitszeit, mehr Urlaub und vertraglicher Sicherheit locker das Doppelte von seinem Kollegen in einer öffentlich geförderten Maßnahme bei einem privaten Bildungsunternehmen verdient. Die Unsicherheit des Jobs, der bei letzterem zumeist befristet ist, gar nicht erst hinzugezählt. Vielen ist derartiges gar nicht bewusst, da viele Klischees und Raster in den Köpfen verankert sind, die aber eben keine Allgemeingültigkeit besitzen, sondern marktlich sogar die Ausnahme darstellen.

Zwei Seiten der Gesellschaft 
Viele Politiker bekommen nicht mit, dass die Gesellschaft wirtschaftlich immer mehr auseinanderdriftet, selbst in gleichen Berufsbildern. Heute hängt es davon ab, wie groß das Unternehmen ist, bei dem man arbeitet, nicht etwa von der Berufsausbildung und Verantwortung. Untersuchungen haben ergeben, dass viele Politiker, wenn wieder mal darüber diskutiert wird, gar nicht wissen, nicht, wie relativ klein der Anteil der Arbeitnehmer ist, die von Gewerkschaften und Tarifvertragen tatsächlich protegiert sind.
Ebenso wenig machen sich viele Politiker Gedanken darüber, dass manche Gesetzesänderungen zum scheinbaren Wohle der Arbeitnehmerschaft tatsächlich zu Unsicherheiten und Entlassungen führen:

 

Weil sie Arbeitgebern einfach Angst machen oder reale Möglichkeiten übersteigen. Großkonzerne haben da sicher weniger „Angst“ als der kleine Betrieb und genau da sind wir wieder: Bei einseitiger Wahrnehmung und Verzerrung der Realität, die heute eine Zwillingsrealität ist. Während der eine Zwilling lacht, weint der andere. Anstatt die Realität zu begreifen oder auf den Markt zu reagieren: Manchen Bildungsministern ist gar nicht bewusst, dass es universitäre Studienberufe gibt, die nur in seltenen Fällen zu einem adäquaten Job führen: Weil der tatsächliche Markt weder den Beruf kennt, noch der Studierende praktisch in die Lage versetzt wird, ihn auszuführen. Immerhin kann allein statistisch z.B. nicht jeder Sozialwissenschaftler einen Arbeitsplatz als wissenschaftlicher Mitarbeiter bekommen. Was macht  dann z.B. ein Politologe in der freien Wirtschaft? Auch Taxifahrer sind Bürger und Wähler und nicht jeder Politologe landet in der Politik. Vielen - dazu zählen auch linke Politiker - ist ebenfalls nicht bewusst, dass es Journalisten gibt, die selbst für einen Artikel in einer etablierten Zeitung 20 € auf die Hand bekommen, Fahrkosten und Spesen inklusive. Warum wollen viele so etwas nicht wahr haben? Weil sie es sich eine solche Realität nicht im Traum vorstellen können, schließlich schaut das eigene Leben – und das des näheren Umfeldes - ganz anders aus

 

Der Elitäre
Tatsächlich sind Politiker heute elitärer als früher. Das zeigt allein der berufliche Abschluss der meisten Politiker. Selbst bei Parteien, welche eher den einfachen Arbeiter vertreten: Der einfache Arbeiter und Angestellte wie z.B. ein Norbert Blüm wird immer seltener in der Politik angetroffen. Wer es sich in der heutigen Zeit leisten kann, Politiker zu sein, verfügt zumeist über einen entsprechenden wirtschaftlichen Background und ein bestimmtes soziales Umfeld. Daraus resultieren natürlich ein ganz bestimmter Blickwinkel und eine relativ einseitige Sichtweise. Das führt dazu, dass sich viele Menschen von der Politik nicht angesprochen und sogar missverstanden fühlen. Mehr noch: In einer breiten Masse ist von völligem Realitätsverlust die Rede.

 

Politiker-Empathie und Bürger-Verständnis

Die Empathie für das Denken und Empfinden des Otto-Normalverbrauchers, der die gesellschaftliche Basis darstellt, erscheint oft nicht ausreichend vorhanden zu sein. Die Einfühlung in die Wünsche, Bedürfnisse und Lebensumstände der breiten Masse scheint vielen zu fehlen. Diejenigen Politiker, denen genau das nicht fehlt, fühlen sich oftmals auf einem relativ einsamen Pfade, der ihnen die Karriere kosten kann, passt man sich nicht an. Ob einfacher Arbeiter und Angestellter oder Unternehmer oder Empfänger von Sozialleistungen. Die breite Masse kann sich immer weniger in bestimmte Politiker-Sichtweisen, -Argumente und -Entscheidungen hineindenken.


Während sich andere Länder nicht zuletzt auf Grund der Bürgerstimmen verweigern, bankrotten Banken und Wirtschaften im In- und Ausland auf Kosten der Bürger unter die Arme zu greifen, werden ablehnende Geisteshaltungen in unserem Lande als nicht sozial heruntergespielt und dennoch außenpolitisch das krasse Gegenteil von Lorbeeren geerntet.

Was versteht der Bürger?
Wie soll der Bürger verstehen, dass er eine bankrotte Wirtschaft im Ausland finanziert, Probleme hat, seine Miete und Mietnebenkosten zu tragen und dafür im Ausland noch gescholten wird. Falls er sich den Urlaub in Griechenland nicht leisten kann, sieht es der Bürger zumindest im Fernsehen: Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel bösartig als Hitler-Figur karikiert wird und der Geldgeber als arroganter Faschist. Nein, der einfache Bürger kann manche politische Entscheidungen nicht verstehen – und ebenso wenig mit welcher anscheinenden „Arroganz“ diese manchmal kommuniziert werden. Das ist von Politikern keinesfalls gewollt, aber es kommt zumindest oft so an z. B. wenn der Pierre Steinbrück höhere Politikergehälter fordert, ohne dies zu relativieren und empathisch zu erklären.

 

Das kann der einfache Bürger, der nicht im Führungskräfte-Umfeld lebt, nun mal nicht nachvollziehen. Auf ihn wirkt es vermessen, obgleich Politiker im Verhältnis zu Aufwand, Arbeitszeit und Verantwortung tatsächlich nicht zu den Höchstverdienern zählen. Der Otto-Normalverbraucher kann es aber nicht verstehen, wenn es nicht adäquat kommuniziert wird. Manch gebildete Bürgerin in leitenden Positionen ebenso wenig:  Da debattiert man in der Politik über die Einführung einer Zwangs-Frauenquote, ohne zu berücksichtigen, dass sich taffe Frauen in Führungspositionen fortan als Quotenfrauen degradiert fühlen.


Leichtsinn oder Irrsinn?
Nicht nur Massenspams und nervige Call-Center-Nötigungen werden – wie logisch nachvollziehbar - verboten, sondern Anfragen an potentielle Kunden generell. Dabei wird in Kauf genommen, dass ein Großkonzern natürlich genau so wie vorher weitermacht, da gelegentliche Abstrafungen für diesen „Peanuts“ bedeuten bzw. gen Null relevant sind, während Kleinstbetriebe ein echtes Problem bekommen können, das ihnen selbst im Einzelfall teuer zu stehen kommt.

 

Ist das so gewünscht? Sollen ggf. nur noch die Großen überleben? Der Zertifizierungswahn lebt es vor. Von Glühbirnenverbot und Abwrackprämie bis zur neuen Lehrmethodik an der Grundschule: Schreiben wie gesprochen wird. Back to the roots. Was Eltern oder der spätere Arbeitgeber dazu sagen, spielt erst mal keine Rolle. Immerhin wollen Politiker umsetzen, was an sie herangetragen wird.

 

Wer trägt was heran?
Und da liegt das Problem! Wer trägt was heran? In der besagten Stern Umfrage wird die Kritik am starken Einfluss von Lobbygruppen sehr deutlich. 75 Prozent der Deutschen haben demnach den Eindruck, dass Lobbyisten zu viel Einfluss auf politische Entscheidungen ausüben. Wer aber außer Lobbyisten trägt etwas an Politiker heran? Wie groß ist der Anteil der Menschen, die außerhalb privat geäußerter Kritik generell etwas an die Politik herantragen - und wie groß ist der Anteil derer, die das nicht tun?

 

Ein Politiker orientiert sich logischerweise an ersterem, vergisst aber dabei, die anderen, die Stummen zu fragen. Stattdessen wird Schweigen als Zustimmung betrachtet. Das Motto: Wer den Mund nicht aufmacht, wer nicht rechtzeitig kämpft, selbst politisch aktiv wird, hat Pech gehabt. Aber trotzdem: Müssen wir uns vielleicht nicht auch selbst an die Nase packen? Wer mischt sich schon ein? 40 Prozent der Befragten der Stern-Umfrage geben an, dass sie sich hin und wieder Debatten des Bundestages im Fernsehen anschauten, was darauf schließen lassen könnte, dass eigentlich viele Bundesbürger an der politischen Auseinandersetzung interessiert sein müssten. Das Interesse allein reicht aber nicht. Was fehlt, ist eine aktive und rege Beteiligung. Die wird in Deutschland den Lobbyisten überlassen. Wer will schon die Last tragen, seine Freizeit, erst recht seinen Beruf gegen den eines Politikers einzutauschen? Nur der, der eigene Ideen hat. Oft haben Politiker eigene Ideen, die sie mit sich herumtragen. Sie sind bemüht, diese in der Politik umzusetzen. Sind das aber tatsächlich die Ideen, für die sie gewählt worden sind?

Wenn die eigenen Argumente nicht reichen, werden viele Entscheidungen zumeist auf Grundlage von  Umfragen und Statistiken argumentiert. Untersucht man jedoch die Art und Weise sowie den Ort und Durchführer derartiger Umfragen und Statistiken genauer, so stellt man fest, dass man diese stark hinterfragen muss. Sind die Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle, Erwartungen und Forderungen der breiten Masse wirklich unrealistisch? Oft wirkt es zumindest so, wenn man das Verhalten einiger Politiker sozialpsychologisch analysiert.


Hoffnungsträger und Glaubwürdigkeit
Dennoch richten sich die Hoffnungen der Menschen in Bezug auf eine Lösung ihrer vielfältigen Probleme auf kommunales und staatliches Handeln, also auf Politiker. Schließlich ist ein Politiker ein Mann des Volkes und wird von diesem Volk direkt oder indirekt gewählt.

Ein wichtiges Wahlkriterium ist die Glaubwürdigkeit. Diese Eigenschaft bezeichnet das Ausmaß der Bereitschaft, das Verhalten und die Aussage einer anderen Person als gültig zu akzeptieren. Zur Glaubwürdigkeit zählt Ehrlichkeit, Überzeugungsfähigkeit, Aufrichtigkeit, Plausibilität, Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Was ist aber, wenn Bürger immer weniger bereit sind, die Aussagen von Politikern nachzuvollziehen. Was geschieht, wenn das Verhalten und die Aussagen von Politikern sich immer weniger glaubwürdig erweisen?

 

Die Stimme des Volkes oder die eigene?
Bürger müssen sich immer mehr fragen, was und wen sie wählen. So auch Politiker. Sie müssen sich immer mehr fragen, von wem sie gewählt werden wollen: Von einem bestimmten Klientel oder von der breiten Masse. Auch sollten sie sich fragen, ob sie für sich selbst gewählt werden wollen oder für das Volk: Um eine Stimme des Volkes zu sein. Wo ist oft diese Stimme? Sicher ist: Die Stimme, die man sich selbst vielleicht gibt und die Stimmen der eigenen Klientel, welche man vertritt, reichen alleine nicht aus, um mittels Wählerstimmen an die „Macht“ und Verantwortung zu gelangen. Und dann ist da noch die Frage: Wie kann ich möglichst viele Bürger und Wähler glaubwürdig ansprechen, überzeugen und auch glaubwürdig bleiben?

 

Wahlen und Imagewerte
Eines ist klar: Wer gewählt werden will, braucht gute Imagewerte. Immerhin beruhen die Stimmen der meisten Wähler nicht auf der Kenntnis des jeweiligen Parteiprogramms – sie sind meinungsabhängig  und stark personifiziert. Umso höher ist die individuelle Verantwortung des jeweiligen Politikers. Zur Wichtigkeit der Glaubwürdigkeit kommt die Abhängigkeit von Sympathiewerten - und dem steht eine immer kritischere Öffentlichkeit und Presse gegenüber.  Auf den Bonus der medialen Selbstinszenierung kann kein erfolgreicher Politiker verzichten. Daher steht hinter jedem starken Politiker auch ein starkes Team. Dazu gehört ein Wahlkampf-Team, manchmal sogar ein Imageberater, manchmal sogar eine große Unternehmens-, Werbe- und Marketingagentur.

Den Spiegel der Öffentlichkeit vorhalten oder Beratungsresistenz?
Aber nicht jeder Politiker wird beraten. Nicht jeder will wissen, wie der Bürger auf der Straße tickt. Manchen reicht die Presseberichterstattung aus, um nachzuvollziehen, was „draußen“ los ist. Viele Politiker sind sogar beratungsresistent. Dort berät maximal der Ehepartner oder der unmittelbare Parteikollege. Eine Frau bzw. ein „Mann des Volkes“, der lediglich auf einseitige Meinungen und Ratschläge zurückgreift? Ist das möglich? Leider ja. Denn nicht jeder ist offen für die Meinungen und das bessere Wissen anderer. Nicht jeder ist teamfähig, nicht jeder strebt den Erfolg an.


Zurück zum Wahlkampf-Team: Dieses „Team“ sollte nicht nur dazu da sein, dem jeweiligen Politiker zum Wahlerfolg zu verhelfen; es sollte ihm auch den Spiegel der Öffentlichkeit vorhalten. Den bekommt man sowieso spätestens bei der nächsten Wahl vorgehalten. Politiker sollten die Meinungen, Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen der Basis aufgezeigt werden, nicht klientelbezogen, sondern objektiv, auf sämtliche Bürgerschichten bezogen. Ersteres wird seltener vernachlässigt, letzteres kommt jedoch oft zu kurz – und das wäre eigentlich genau das, was einen guten und erfolgreichen Politiker, der sich am Volke ausrichtet, ausmacht.

 

Sicher ist: Wer zu ehrlich ist, selbst wenn er die Meinung einer breiten Öffentlichkeit spiegelt, wird dann schnell ebenso dafür gescholten und abgestraft wie Thilo Sarrazin. Sein umstrittener Bestseller  „Deutschland schafft sich ab“, hatte damals die Gemüter gespalten. Zwischen Fangemeinde und Tadel. Dennoch: Seine provokant formulierten Thesen zur Finanz-, Sozial- und Bevölkerungspolitik hat immerhin zu verschiedenen gesellschaftlichen Diskussionen angeregt. Schließlich gibt es einen Unterschied zwischen dem, was gedacht wird, aber gesellschaftlich moralisch vertretbar ist, ohne dafür abgestraft zu werden. Es gibt wenige, die einen derartigen Mut besitzen. Egal, wie man  darüber denken mag: Hut ab. Es wurde etwas aufgegriffen, was viele denken, nur eben weniger laut. Wie manche denken, muss man aussprechen. Schließlich beruht Klarheit auf Wahrheit. Für Politiker, die den Erfolg anstreben, stelle dies jedoch in unserer Gesellschaft eine Gefahr dar. Insofern ist Konrad Adenauers Aussage “Es gibt 2 Wege für den politischen Aufstieg: Entweder man passt sich an oder man legt sich quer.“ heute weniger aktuell, als früher.

Laut Köhler gibt es diesbezüglich zwei Welten: Eine stille Meinung, auf der Wahlen basieren und eine Scheinmeinung bzw. das, was öffentlich zugegeben wird. Leider würden sich die meisten Politiker oft nur an letzterer Meinung orientieren: Eine Meinung, auf der viele öffentliche Befragungen basieren, in denen aufgrund der Art und Weise der Befragung nicht die wirkliche Meinung mitgeteilt würde, sondern nur die, die man anderen zumuten könne, ohne dafür eventuell in ein falsches oder gar „schlechtes“ Licht gerückt zu werden. Tatsächlich sei die stille Meinung ganz anders, als viele Politiker denken bzw. mitbekommen. Politiker sollten sich nach Köhlers Auffassung mehr von bodenständigen Psychologen und Sozialwissenschaftlern beraten  lassen, als von Unternehmens- und Marketingberatern. Ein Unternehmenserfolg sei schließlich etwas anderes als ein politischer Erfolg und allein moralisch nicht vergleichbar. Und dann spiele Kommunikation eine wichtige Rolle.


Kommunikation in der Politik ist laut Köhler herausragend wichtig sei. Dazu gehöre Information ebenso wie das Thema Reden. Auch hier setzt Köhler an, wenn er Politiker coacht. Mit einem Schmunzeln im Gesicht zitiert Köhler den 1989 verstorbenen ehemaligen deutscher Fernsehmoderator Robert Lembke:  „Ob Redner sich darüber klar sind, dass 90% des Beifalls, den sie beim Zusammenfalten des Manuskripts entgegennehmen, ein Ausdruck der Erleichterung ist?“ Köhler kommentiert mit einem Schmunzeln und meint, dass besonders dies wenige Politiker glauben würden, insbesondere die, die vor Parteifreunden reden - und eben nicht vor kritischeren Gesellen.

Auch hier sei wichtig, dass das besprochene Wort nicht versachlicht wird und keiner versteht, was gesagt wird und gemeint ist, sondern dass Reden auch von Herzen kommen muss. Und das Herz müsse -so Köhler- beim Bürger sein, nicht bei einem bestimmten Klientel, wie viele meinen und handeln, sondern bei möglichst allen. Beides könne man ungehindert verknüpfen, man müsse es nur wagen und lernen.
Aber nicht jeder Politiker habe ein offenes Ohr für Verbesserungen - und noch seltener für das Unterbreiten der Stimmen aus dem Volke z.B. nach einer Befragung, die Köhler z.B. im Rahmen einer sogenannten Persönlichkeits- oder Schwachstellenanalyse durchführt.  Kritikfähigkeit sei wichtig in der Politik, natürlich auch Standhaftigkeit.

 

Zur Not verbliebe laut Köhler nur noch eines: Dazu zitiert er den deutschen Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) „ Das wichtigste im Leben ist immer, zu wissen, wo der Hinterausgang ist“ und warnt abschließend mit einem Zitat des französischen Kaisers Napoleon I.: Du sublime au ridicule il n’y a qu’un pas. Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt.“ In diesem Sinne.