Hintergrundwissen "Akustische Beeinflussungen & akustische Täuschungen"
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Akustische Beeinflussungen
Akustische Reize, ob sie nun von einer Stimme herrühren oder von Geräuschen oder Klängen, erzeugen Gefühle, Stimmungen, Ängste und Bedürfnisse. Sie beeinflussen Einstellungen, steuern Kaufentscheidungen und Wertempfinden. Akustische Reize - ob Stimmen, Musik oder raumakustische Zusammenhänge - beeinflussen unsere Wahrnehmung, unser Denken und unsere Gefühle - damit auch unsere Urteile und Entscheidungen.
Hintergrundwissen
Akustische Täuschungen
Ebenso wie optische Täuschungen gibt es natürlich auch akustische Täuschungen. Hier wird unser Hör-Sinn prinzipiell oder im Detail getäuscht bzw. unser Gehirn so überfordert, dass wir z.B. Töne/Klänge hören, die so gar nicht vorhanden sind und Töne/Klänge dort hören, wo sie gar nicht herkommen. Fehlende Klangstrukturen werden im Gehirn einfach rekonstruiert, während manche Töne/Klänge blindlings überhört werden. Manchmal hört man kaum etwas oder gar nichts, fühlt es aber. Manchmal hört man zwar etwas, aber das Gefühl bleibt aus. Manchmal hört man auf Audio-Aufzeichnungen Stimmen, wo keine da sind oder man hört Informationen, die im Nachhinein erneut gehört, völlig anders waren, als jene, die man vorher bzw. zu Beginn wahrnahm.
Bereits eine MP3 Datei stellt im Prinzip solch eine Täuschung dar. Obwohl unzählige Klang-Details entfernt sind, nehmen wir dies nicht wahr. Auch die Kunstkopf-Audiophonie basiert auf einer akustischen Täuschung: Mit nur zwei Schallquellen am (linken und rechten) Ohr lässt sich durch Phasenverschiebungen und andere Effekte ein 3-D Raumklang erzeugen. Das bezieht sich auf auf andere räumliche Effekte z.B. beim Fernseher: Durch eine Phasenverschiebung eines Kanales bekommt man das Gefühl, der Klang würde von einem Punkt der weiter außen liegt kommen und nicht etwa direkt aus den Lautsprechern.
Auch nimmt ein Mensch von zwei Tönen, die in Bezug auf ihre Frequenz nahe beieinander liegen, sich jedoch von der Lautstärke stark unterscheiden, nur den lauteren Ton wahr, wobei der leisere Ton verdeckt wird. Unter anderem wird dieser Effekt bei der MPEG-Audio-Codierung genutzt. Der Effekt wird mit steigendem Pegel des lauten Tons stärker. Oberhalb der Frequenz des lauteren Tons wird der leisere Ton stärker verdeckt als unterhalb. Im Extremfall kann sich der Effekt über mehrere Oktaven erstrecken.
Sound-Design selbst arbeitet mit akustischen Täuschungen, zu denen bereits der Stereo-Effekt gehört. Hier werden Klangquellen zwischen beiden Lautsprechern z.B. durch Phasen- und Ampituden-Differenzen erzeugt. Solisten erscheinen z.B. in der Mitte, obwohl dort kein Lautsprecher ist.
Sound-Design bezieht sich auch auf die Entwicklung und das Tuning technischer Produkte, aber eben auch auf die Wiedergabe bzw. die Reproduktion von Geräuschen und Klängen. So werden z.B. Auspuffanlagen konstruiert, die einen ganz bestimmten Motor-Sound vortäuschen, der in keinem Verhältnis zum eigentlichen Motor steht, sich aber im Hinblick auf die Ansprüche und Idealvorstellungen der Kunden positiv auswirkt. Manchmal ist aber auch dies eine Täuschung und hat weder etwas mit dem Motor, noch mit dem Auspuff zu tun. Einige Sportwagen mit kleinem Motor geben über die Lautsprecher dumpfe Geräusche wieder, die wiederum von der Motordrehzahl abhängig sind. Leistungsverstärker und Lautsprecher erzeugen im Innenraum das Grollen eines ungeheuer großen Motors.
Als sogenannte "Shepard-Skala" bezeichnet man eine akustische Täuschung,
bei welcher der Hörer den Eindruck erhält, als ob eine Tonleiter immer weiter ansteigt, obwohl lediglich die gleiche Tonfolge immer wieder wiederholt wird.
Beim sogenannten Tritonus-Paradoxon, das von der US-amerikanischen Musikpsychologin Diana Deutsch entdeckt wurde, handelt es sich um eine Wahrnehmungsparadoxie, bei der zwei nacheinander erklingende Töne im Abstand eines Tritonus von verschiedenen Hörern in unterschiedliche Richtung wahrgenommen werden. Während ein Hörer beispielsweise das Tonpaar C und Fis stets als aufwärtsgerichteten Intervall-Klang wahrnimmt, nimmt ein anderer Hörer dieses Paar immer wieder erneut als Abwärtsschritt wahr.
Bei der sogenannten Stereofonie werden Phantom-Schallquellen erzeugt. Dabei wird ausgenutzt, dass der Mensch mit zwei Ohren hört und er aus dem akustischen Signal den Ort des Ursprungssignals über Stereo-Lautsprecher im Stereodreieck rekonstruiert. Somit ist es möglich, mit lediglich zwei Kanälen einen räumlichen Klang zu erzielen.
Durch eine Basisbreitenvergrößerung kann man den Eindruck erzielen, der Schall käme von außerhalb des Bereiches, in dem die Lautsprecher aufgestellt sind. Zum Erzielen des Effektes werden Laufzeitstereofonie und Intensitätsstereofonie verwendet. Durch eine Erhöhung der Anzahl der Kanäle kann der Stereoeindruck verbessert werden. Dies wird u.a. durch die damit einhergehende Vergrößerung des sogenannten "Sweet Spots" erzeugt. Das ist der Standort, an dem man den optimalen Umgebungsklang wahrnimmt.
Der Franssen-Effekt besagt, dass ein Mensch in Räumen, die hallen, nur dann die Richtung einer Schallquelle bestimmen kann, wenn sich die Lautstärke oder der Klang stark ändert. Bleiben
Lautstärke und Klang hingegen konstant, ist eine Richtungsbestimmung nicht mehr möglich. Die anfangs wahrgenommene Richtung wird beibehalten, was zu akustischen Täuschungen führen
kann:
Setzt z.B. in einem Raum mit Hall-Effekt ein Ton aus einem Lautsprecher ein, so kann auch ein Hörer, der sich weiter hinten außerhalb des Hallradius befindet, die Richtung des Tons korrekt
bestimmen. Wird nun dieser Ton sehr sanft zu einem zweiten Lautsprecher übergeblendet, so bleibt für den Hörer die wahrgenommene Richtung beim ersten Lautsprecher, obwohl nun der andere
Lautsprecher aktiv ist. Selbst wenn man die Lautsprecherkabel abklemmt bzw. herauszieht, bleibt die Wahrnehmung der Richtung zur Verblüffung der Hörer bei genau diesem Lautsprecher.
Eine entscheidende Rolle hierfür spielt die Raumakustik und die Wirkung von Wandreflexionen aus allen möglichen Richtungen, die das menschliche Gehör bzw. unser Gehirn einfach irritiert bzw. völlig überfordert.
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Wahrnehmungsfehler