Hintergrundwissen "Wahrnehmungsprozesse"

Mehrwert-Infos für Vielleser, Mehr-Wisser, Besserwisser

Hier auszugsweise einige Beispiele für bestimmte Wahrnehmungsprozesse: 

 

Top-down-Prozess

Unsere Aufmerksamkeit wird von unseren Wünschen, Bedürfnissen, Erwartungen und Erfahrungen gelenkt. Erfahrungen, vorhandenes Wissen sowie Glaubens- und Wertsysteme eines Menschen kontrollieren in unserem Gehirn wie eintreffende Reize behandelt werden und bestimmen, was relevant ist. Beispiel 1: Wenn man Hunger hat, dann wird das Gehirn angeregt und man nimmt jetzt plötzlich all das wahr, was das entsprechende Bedürfnis stillen könnte. Wir suchen zum Beispiel eine Imbiss-Stube weil wir das Hunger-Bedürfnis befriedigen wollen. Anderes wird gar nicht mehr bewusst wahrgenommen. Es wird quasi "ausgeblendet", weil wir uns auf unser Bedürfnis konzentrieren. Hier gilt der Spruch: "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" genau umgekehrt. 

Beispiel 2: Bislang waren wir mit unserem kleinen Fernsehgerät mit Standard-Auflösung und Mono-Ton sehr zufrieden. Wir konnten gar nicht verstehen, warum sich andere neue und größere Geräte kaufen. Wir fanden sogar, dass diese größeren Geräte das gesamte Einrichtungsbild unseres Wohnzimmers verschlechtern. Nachdem wir bei Freunden jedoch gesehen haben, wie gut die Auflösung deren neuen Fernsehers ist - und erlebt haben, wie eindrucksvoll sich zudem ein größeres Bild und ein besserer Ton gestaltet, ist der Wunsch entstanden, uns nun auch "endlich" ein solches Gerät anzuschaffen. Nachdem wir die neue TV-Erfahrung gemacht haben, empfinden wir das Bild unseres eigenen Fernsehers - wie auch den Ton - plötzlich als unzumutbar. Ob wir uns nun solch ein Gerät kaufen oder nicht: Mit ziemlicher Sicherheit werden wir in Zukunft der Werbung für Fernseher größere Aufmerksamkeit entgegenbringen und in Geschäften näher hinschauen...


Bottom-up-Prozess

Dieser Prozess wird so genannt, weil wir von sensorischen Informationen direkter Erfahrungen geleitet werden. Dadurch wird unsere Aufmerksamkeit stark beeinflusst. Wir sehen und hören nur das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Beispiel 1: Eine Person wird von einer anderen Person geschubst. Somit wird ein Reiz von außen gegeben. Das Gehirn wird aktiviert und wir bemerken, dass wir zum Beispiel das Gleichgewicht verlieren und wieder erlangen müssen. Unser Körper gibt dann eine Reaktion auf diesen Reiz. Beispiel 2 (Praxis): Der Umworbene wird auf eine Werbebotschaft aufmerksam gemacht, indem man ihn mit einem Blickfänger (Eye-Catcher) konfrontiert. Dieser stellt einen lenkenden Reiz dar, der eine positive emotionale Stimmung hervorruft. Zugleich widerspricht er unserer eigentlichen Erwartung. In der Werbung werden häufig ungewöhnlich gestaltete Bilder oder erotische Reize eingesetzt. Neben dem Inhalt der Eye-Catcher wird zusätzlich unsere Aufmerksamkeit verstärkt z.B. durch Größe, Bewegung, Intensität und Position. Mehrdeutigkeiten und Neuartigkeiten sind ebenfalls wichtige Mechanismen der Aufmerksamkeitslenkung. 

 

Die genannten Wahrnehmungsprozesse werden unter anderem in der Werbung und im Verkauf genutzt und dort inklusive Beachtung und Nutzung weiterer Prinzipien auch angewendet.