Hintergrundwissen "Dankbarkeit"
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Einführung
Bereits nach Cicero ist „Dankbarkeit nicht nur die größte aller Tugenden, sondern auch die Mutter aller anderen“. Seit der Entstehung der "Positiven Psychologie" ist Dankbarkeit
Bestandteil der psychologischer Forschung und es gibt mittlerweile unzählige Studien, welche die Auswirkungen von Dankbarkeit inklusive verschiedener Zusammenhänge aufzeigen.
Was ist Dankbarkeit?
Dankbarkeit ist eine innere Haltung der Anerkennung einer Zuwendung. Ob diese Zuwendung nun materiell oder immateriell erfolgt, spielt dabei keine Rolle, ebenso wenig wie der Zeitpunkt der
Zuwendung: Man kann dankbar sein für etwas, was man bereits erhalten hat,aber auch für das, was in Zukunft erfolgen wird. Insofern ist Dankbarkeit auch eine innere Glaubenshaltung, die der
Manifestation einer positiven Erwartung dient. Dankbarkeit ist zugleich ein positives Gefühl mit einem positiven Rückkopplungs-Effekt und ein wesentlicher Grundaspekt für Manifestationen
nach dem "Gesetz der Anziehung". Wer seine Gedanken auf Dankbarkeit ausrichtet, erzeugt positive Gefühle und positive Ereignisse.
Das Gesetz der Anziehung
In Kombination mit einer überzeugten Glaubenshaltung und entsprechenden Glaubenssätzen bildet Dankbarkeit die Grundlage für die Erfüllung bestimmter Erwartungen für die man bereits im Vorfeld
dankbar ist. Ebenso bildet Dankbarkeit die Grundlage für die bewusste Wahrnehmung kommender Ereignisse, die sich aus Manifestationen ergeben. Das klingt erst einmal "naiv", doch gerade diese
positive "Naivität" trägt dazu bei, dass wir die Dinge und Umstände, die wir uns wünschen, in unser Leben ziehen. Die Grundlage dafür ist Dankbarkeit. Dies ist zugleich ein
wesentlicher Schlüssel zum Erfolg, zumindest dann, wenn sich unserer Dankbarkeit ausschließlich auf positive Dinge bezieht.
Gegensätze und Differenzierung
Das Gegenteil von Dankbarkeit ist Undankbarkeit, Neid und Missgunst. Auch darf das Gefühl der Dankbarkeit nicht mit
"Dankesschuld" verwechselt werden. Letzteres Gefühl liegt vor, wenn ein Gefühl der Verpflichtung besteht und Dankbarkeit als Pflichterfüllung gesehen wird. Dankesschuld ist ein negatives
Gefühl und wirkt sich daher negativ aus, z.B. über Vermeidungsverhalten gegenüber Menschen, die man als "Gläubiger" sieht, wobei man sich selbst als "Schuldner" betrachtet und dann als
solcher denkt. Das Gegenteil bewirkt das positive Gefühl der Dankbarkeit. An Stelle von Vermeidungsverhalten motiviert ein echtes Gefühl der Dankbarkeit z.B. zur Pflege sozialer Kontakte bzw. zur
Pflege von Beziehungen zu Menschen, denen man dankbar ist.
Allgemeine Zusammenhänge
Da Gefühle über unser Unterbewusstsein und den psychosomatischen und psychomotorischen Rückkopplungsprozess automatisches zu einem bestimmten Verhalten führen, kann auch das Gefühl der
Dankbarkeit unser Verhalten verändern. Über unser eigenes Verhalten und das, was wir ausstrahlen, verändern wir zugleich das Verhalten anderer bzw. unserer Mitmenschen, schließlich
verstärkt allein positives Sozialverhalten das positive Verhalten anderer. In Bezug auf Sozialkompetenz kann ebenfalls gesagt werden, dass dankbare Menschen persönliche Vorteile
gemeinsamen und sozialen Vorteilen nachordnen und persönliche Vorteile ggf. zurückstellen. Eine von McCullough, Emmons, & Tsang im Jahre 2002 durchgeführte Studie zeigte eine Verbindung
zwischen Dankbarkeit und Empathie, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft.
Zurück zum Rückkopplungsprozess:
Dankbarkeit und Kaufverhalten
Entsprechende Experimente, die z.B. das Kaufverhalten untersuchten, zeigten ganz klar auf, dass z.B. Kunden, bei denen man nach erfolgtem Kauf angerufen und sich bedankt hat, später ca. 70 %
mehr gekauft haben. Bei Kunden, die man nach der Danksagung zugleich über weitere Angebote informiert hat, zeigte sich hingegen lediglich eine 30 %-ige Erhöhung der Käufe, während bei Kunden, die
gar nicht angerufen wurden, überhaupt keine Erhöhung gemessen werden konnte. Eine andere Untersuchung ergab, dass Gäste (konkret Stammgäste) eines Restaurants mehr Trinkgeld gaben, wenn die
Kellner „Danke“ auf die Rechnung schrieb.
Dankbarkeit und Psyche
Dankbarkeit ist nicht nur ein mächtiges Gefühl in Bezug auf Erfolge im Hinblick auf die Umwelt (Sozialpsychologie, Wirtschaftspsychologie, Werbepsychologie), sondern auch ein wichtiges Gefühl in
Bezug auf Zusammenhänge, welche die Persönlichkeitspsychologie und die Klinische Psychologie untersucht. Dankbarkeit erzeugt nämlich psychisches Wohlbefinden. Menschen, die dankbarer sind,
fühlen sich zugleich besser. Sie sind glücklicher und leiden weniger unter Stress sowie an Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Allein aufgrund der Tatsache, dass dankbare
Menschen zumeist glücklicher und weniger gestresst oder deprimiert sind, sind sie zugleich gesünder, was entsprechende Studien (z.B. Seligman, 2005, Lyubomirsky, 2005, Emmons und McCullough,
2003) deutlich aufzeigen.
So zeigten z.B. Menschen, die an jemanden einen Dankesbrief schreiben und überbringen sollten, allein durch diese geringfügig erscheinende Handlung eine zehnprozentige Erhöhung der Glücklichkeits-Punkte und eine signifikante Verringerung der Depressions-Punkte, jeweils mit einer Beständigkeits-Dauer von bis zu einem Monat. Das Schreiben sogenannter „Dankbarkeits-Tagebücher“ bewirkte sogar noch einen weiteren Anstieg der Glücklichkeits-Punkte, wobei sich die größten Erfolge nach ca. sechs Monaten nach Beginn der Untersuchung einstellten. Obgleich die Teilnehmer der Studie lediglich gebeten wurden, jeden Tag drei Dinge aufzuschreiben, für die sie dankbar waren, waren die positiven Auswirkungen beachtlich.
Da Dankbarkeit also offenbar einen starken Einfluss auf das Wohlbefinden und damit die Gesundheit hat, wurden unterschiedliche psychologische Interventionsmethoden entwickelt, um Dankbarkeit zu forcieren. So erhielten z.B. Testteilnehmer einer Studie (Watkins & Kollegen), die Aufgabe z. B. an eine lebende Person zu denken, der man dankbar ist, über jemanden zu schreiben, dem man dankbar ist oder einen Brief an jemanden zu schreiben, dem man dankbar ist, während die Testteilnehmer der Kontrollgruppe lediglich ihr Wohnzimmer beschreiben sollten. Die Testteilnehmer, die an dieser "Dankbarkeitsübung" teilgenommen und sich in irgendeiner Art und Weise dankbar verhielten, zeigten unmittelbar nach der Übung eine Verstärkung ihrer positiven Gefühle. Am stärksten waren die positiven Gefühle bei denen, deren Aufgabe es war, an eine Person zu denken, der sie dankbar sind. Bei Teilnehmern, die bereits im Vorfeld (also vor dem Test) dankbar waren, war der Nutzen der Übungen am größten.
Dankbare Menschen sind zufriedener und erfolgreicher, sowohl im Hinblick auf ihr Leben an sich, als auch in Bezug auf soziale Beziehungen. Positive soziale Beziehungen wirken sich zugleich positiv auf die Persönlichkeit aus. Dankbarkeit trägt insofern zu einer positiven Persönlichkeit bei. Sie haben ihr Selbst- und Fremdbild sowie ihr Selbstwertgefühl besser unter Kontrolle. Dankbarkeit ist damit zugleich eine wichtige soziale Kompetenz: Menschen, die dankbar sind, sind weniger gehemmt, andere Menschen zu fragen und um Hilfe zu bitten.
Dankbarkeit und Problemlösung
Dankbarkeit ist durch positive Umdeutung zugleich eine positive Bewältigungsstrategie im Hinblick auf Problemstellungen. Im Umkehrschluss verfolgen dankbare Menschen weniger häufig negative
Bewältigungsstrategien:
An Stelle von Vermeidungsverhalten (aufgrund von Ängsten, falschen Stolzes und Ehrgefühls, Selbstwirksamkeitsüberschätzung und Hochmut) treten sie mit anderen Menschen (unabhängig von deren Rolle
und Status) häufiger und öfter in Interaktion und hinterlassen dort einen positiveren Eindruck (Sympathie). An Stelle von Problem-Negierungsverhalten oder externen Schuldzuschreibungen sind
dankbare Menschen besser in der Lage, Probleme zu erkennen, sich selbst als Ursache zu sehen und sich natürlich entsprechende Hilfe zu holen, während andere bemüht sind, Probleme auszusitzen,
umzudeuten oder die Schuld bevorzugt anderen zuzuschreiben.
Dankbarkeit messen
Obgleich entsprechende Zusammenhänge bestehen, ist Dankbarkeit nicht etwa nur eine Sache von Altruismus, Spirualität und religiösen Glauben, sondern ein psychologisch mächtiges Gefühl mit
messbaren Auswirkungen, zugleich ein Gefühl das selbst messbar ist. Zur Messung der Dankbarkeit wurden Methoden (wie z.B. die GQ6-Methode und die GRAT-Methode) entwickelt. Während
erstere Methode individuelle Dankbarkeits-Unterschiede mit der Frage, wie oft und intensiv Dankbarkeit empfunden wird, misst, liegt der Schwerpunkt der zweiten Methode bei der Messung
der Dankbarkeit gegenüber anderen Menschen.
Dankbarkeit und Pädagogik
Dankbarkeit ist auch im pädagogischen Sinne wichtig. Unersättliches Verlangen nach immer neuen Dingen und mangelnde Dankbarkeit sind zentrale Auffälligkeiten mancher Kinder, die sich dann -
sofern nicht entsprechend gegengesteuert wird - im Erwachsenenalter fortsetzen und sich negativ auf das Leben auswirken. Folglich müssen derartige Auffälligkeiten rechtzeitig erzieherisch
angegangen werden.
Die US-amerikanische Familientherapeutin Wendy Mogel ("The Blessings of a Skinned Knee: Using Jewish Teachings to Raise Self-Reliant Children", 2001) empfiehlt Eltern dazu eine regelrechte
Dankbarkeits-Erziehung: Demnach sollten Eltern bereits durch ihr eigenes Verhalten ein gutes Vorbild sein und Zuhause eine Kultur des Sich-Bedankens einführen, wobei die Aufmerksamkeit des Kindes
auf die Dinge gerichtet wird, die es täglich genießt und das Kind auch in die Lage versetzt wird, Vorteile zu erkennen.
Kinder sollen lernen, dass Wünsche nicht immer sofort und ständig in Erfüllung gehen. Dazu sollen Eltern mit ihren Kindern einüben, Sehnsüchte auszuhalten und stattdessen das
Bewusstsein des Kindes für die bereits bestehenden Vorteile, immer weiter zu schärfen. Wendy Mogel empfiehlt dazu den Eltern, ihr Kind frühzeitig daran zu gewöhnen, uneigennützig "gute Taten" zu
vollbringen und auch dabei immer wieder den Blick auf die positiven Aspekte zu richten: Anstatt darüber zu nörgeln, dass eine Verabredung zum Spielen ausfällt, weil der kranke Freund zu Hause
bleiben muss, kann das Kind diesem kranken Freund z.B. einen Aufmunterungsbrief schreiben und sich über das nächste Spieltreffen freuen. Wendy Mogel weist zugleich darauf hin, dass Erwachsene
auch von Kindern lernen können, z.B. genau jene kleine Freuden des Alltags zu sehen, die Erwachsene leicht übersehen bzw. zu sehen verlernt haben.
Kinder, die nicht lernen, dankbar zu sein, tendieren im späteren Leben nicht nur mehr zu Gefühlen der Undankbarkeit sowie zu Neid und Missgunst, sondern auch zu geringerer Sozialkompetenz, zu Persönlichkeitsstörungen und zu weniger Erfolg im Leben.