Hintergrundwissen " Encodierungsfehler / Entschlüsselungsfehler" / "Beobachtungsfehler aufgrund falscher Beobachtungs-Interpretation"

Mehrwert-Infos für Vielleser, Mehr-Wisser, Besserwisser

Einleitung

Stets stellen wir Vermutungen darüber an, wie eingegangene Informationen zu werten und auszulegen sind. Dies machen wir nicht nur bewusst, sondern völlig unbewusst: Ständig ist unser Gehirn bestrebt, eingehende Informationen zu entschlüsseln, zu vergleichen und zu deuten. Dabei interpretieren wir selbst jene Informationen, bei denen es eigentlich gar nichts zu interpretieren gibt. Dadurch entstehen viele Fehler, Missverständnisse und Probleme.

Abgrenzung von der Beobachtung

Die Einschätzung und Beurteilung von Menschen basiert auf deren Beobachtung.
Ob diese nun bewusst oder unbewusst erfolgt, ist dabei unerheblich. Stets stellen wir Vermutungen darüber an, wie Beobachtungen und Informationen zu werten und auszulegen sind. Im Gegensatz zu sonstigen Beobachtungsfehlern, die schwerpunktmäßig auf die konkrete Art und Weise der Beobachtung (sehen, zuhören etc.) zurückzuführen sind, erfolgt der Encodierungsfehler (bzw. Entschlüsselungsfehler oder Interpretationsfehler) bei der Entschlüsselung der (bei der Beobachtung) eingegangenen Reize bzw. Informationen. 

 

Trotz bestmöglicher Beobachtungsgüte interpretieren wir eingehende Informationen - je nach Persönlichkeit - sehr individuell und anders als sie nachweislich bzw. messbar sind (bzw. bei Nachrichten gemeint sind). Sehr häufig wird beobachtbares Verhalten falsch interpretiert. Dadurch kommt es zu vielen Missverständnissen (auch in Bezug auf Kommunikation: Siehe "Informative Kommunikationsverzerrung").

Nicht nur Trickbetrüger nutzen dies aus

Das bekannte Phänomen der falschen Entschlüsselung von Informationen wird z.B. von Trickbetrügern gezielt genutzt. Aber auch andere ganz alltägliche „Trickser“ nutzen dies für sich aus.


Zu ihrem Vorteil gereicht insbesondere die Tatsache, dass die meisten Menschen nach impliziten (naiven) Persönlichkeitstheorien urteilen - ebenso die Tatsache, dass nicht wenige Menschen sogar regelrecht von ihrer eigenen Menschenkenntnis als regelrechte Fähigkeit überzeugt sind, obwohl es sich in der psychologischen Wirklichkeit hier weniger um eine Fähigkeit als vielmehr um einen impliziten Wahrnehmungsfehler handelt.


Zumeist sind es aber ganz normale Menschen ohne bestimmte (z.B. böse) Absichten, bei denen die hinterlassenen Informationen falsch entschlüsselt bzw. falsch gedeutet und fehlinterpretiert werden. Dadurch können sich entweder Vorteile oder Nachteile für die die eingeschätzte und bewertete Person ergeben. Für den Beobachter und Beurteiler selbst stellen falsche Entschlüsselungen hingegen immer einen Nachteil dar - allein dadurch, dass er nicht objektiv handlungsfähig ist.


Daher zählt in der wissenschaftlichen Psychologie vor einer entsprechenden Beurteilung und Prognose nur die systematische Verhaltensbeobachtung nach wissenschaftlichen Kriterien, ebenso die Regel der Trennung von Verhaltensbeobachtung, Verhaltensbeschreibung und Verhaltenserklärung.


Derartiges ist den meisten Menschen - insbesondere in Alltagssituationen - aber viel zu kompliziert und dazu recht unökonomisch, was durchaus verständlich ist. Daher sind Fehlinterpretationen keine Seltenheit, sondern fast die Regel.


Zu den "Tricksern" ein Beispiel aus dem Arbeitsalltag:

Mitarbeiter, die lediglich vorgeben, im Stress zu sein, viel herumlaufen und kommunizieren, werden von ihren Vorgesetzten auch dann als eifrig, engagiert, motiviert, strebsam und erfolgreich eingeschätzt, wenn sie lediglich vorgeben,

viel Arbeit zu haben oder durch bestimmtes Verhalten diese Wirkung erzeugen.

 

Die Studie dazu:
Eine aktuelle Studie der Harvard University School of Business fand heraus,

dass Mitarbeiter, die lediglich vortäuschten, viel Arbeit bewältigen zu müssen, genauso bewertet werden wie diejenigen, die tatsächlich hart arbeiten. Allein der bloße Eindruck, dass jemand scheinbar viel zu tun hat, wird als Zeichen für besonderen Einsatz und Aufopferung für das Unternehmen gewertet. Das vorgetäuschte Verhalten verschafft den betreffenden Mitarbeitern sogar Vorteile.

 

Die Erkenntnis der Studie:
Produktivität ist demnach weniger wichtig als der vermittelte und beobachtete Eindruck, angeblich viel Arbeit erledigen zu müssen. Insbesondere beobachtbare Bewegungen werden als "busy" und "important" gewertet. In der besagten Studie konnte z.B. beobachtet werden, dass Angestellte, die sich in Bürokomplexen sehr viel hin und her bewegen als "very busy" angesehen werden. Dass sie dabei lediglich die Kaffeeküche oder das WC aufsuchen, spielt dabei keine Rolle.

 

Ein weiterer Effekt:
Einen verstärkenden Effekt bewirken kleinere Gegenstände, die der Mitarbeiter bei seinen Gängen mitnimmt. Helleres Licht im Büro des jeweiligen Mitarbeiters hat einen zusätzlichen Effekt. Der Wahrnehmungsfehler aufgrund derartig falscher Beobachtungs-Interpretation ist zugleich mit die Ursache dafür, dass in großen Unternehmen die durchschnittliche statistische Rate von 31 Prozent an uneffektiven Mitarbeiter, sogenannte "light loads" von Führungskräften und Kollegen nicht erkannt werden.

Weitere Zusammenhänge

Der Wahrnehmungsfehler aufgrund falscher Beobachtungs-Interpretation (Encodierungsfehler / Entschlüsselungsfehler) basiert u.a. auf dem sogenannten fundamentalen Beobachtungsfehler, ebenso auf selektiver Wahrnehmung und weiteren Wahrnehmungsfehlern.

Fundamentaler Beobachtungsfehler

Der fundamentale Beobachtungsfehler besagt, dass bereits die Beobachtung an sich bereits einen Fehler impliziert (z.B. aufgrund der Intention und Erwartungshaltung).

Hinzu kommt, dass die Beobachtung durch bestimmte Denk-Schemata einen ganz bestimmten Aufmerksamkeitsfokus, die Aufmerksamkeit an sich oder durch andere Anwesende oder zu hohe Vertrautheit stark beeinträchtigt bzw. beeinflusst wird.

 

Manche Informationen sehen wir eher, während wir andere blindlings übersehen. Hinzu kommen die vielen Fehler, die bei der Speicherung, Verarbeitung und Abrufung der in der Beobachtung gewonnen Daten erfolgen: So bauen wir z.B. bei der Speicherung beobachteter Daten unbewusst Informationen in die Erinnerung ein, die wir nachträglich bzw. zu einem späteren Zeitpunkt erfahren haben. Alternativ bauen wir Informationen in die Erinnerung ein, die wir allein mit Hilfe unserer Vorstellungskraft erzeugen. Einige Informationen merken wir uns besser als andere. Oft wissen wir nicht, woher wir eine bestimmte Erinnerung haben.

 

Beobachtungen werden auch durch Wissen bzw. Vorinformationen beeinflusst. Jede Vorinformation beeinflusst nicht nur die Meinungs- und Urteilsbildung, sondern bereits die Beobachtung an sich. Wir sind dann voreingenommen, nehmen eine ganz bestimmte Haltung und einen ganz bestimmten Blickwinkel ein. Wir fokussieren unsere Aufmerksamkeit auf das, was wir bereits kennen bzw. wissen und übersehen dabei - bereits bei der Informationseinholung - viele relevante Informationen, weil wir sie dann a) (aufgrund selektiver Wahrnehmung) übersehen, b) nicht wahrnehmen wollen, c) nicht wahrnehmen können oder weil d) unser Fokus auf andere Informationen gerichtet ist (ebenfalls selektive Wahrnehmung).


Emotional behaftete Vorinformationen wirken dabei noch stärker als sachliche. So lassen sich z.B. Richter und Geschworene allein durch emotional aufgeladene Medienberichte unbewusst sehr stark in ihrer Urteilsbildung beeinflussen.

 

Beobachtungsfehler stehen in einem Zusammenhang mit vielen weiteren Problemen z.B. dem Problem, beobachtete Informationen korrekt und präzise zu verbalisieren, wodurch Berichte oder Zeugenaussagen stark beeinträchtigt werden.

 

Selektive Wahrnehmung

Allein aus gehirnökomischen Gründen nehmen stets sehr selektiv wahr (Selektive Wahrnehmung). Folglich ist auch die Art und Weise unserer Beobachtung sehr selektiv. Dies führt dazu, dass wir uns bei der Beobachtung auf bestimmte Dinge bzw. bestimmte Merkmale aus der Menge der Umweltreize konzentrieren, während gleichzeitig alles andere bzw. andere Reize mehr oder weniger ignoriert werden. Wir konzentrieren uns auf das, was unser Unterbewusstsein und unsere gelernten Raster uns vorgeben. Alles andere wird ignoriert. Ein minimierter Beobachtungs-Ausschnitt ist hinterher ausschlaggebend für die Gesamtbeobachtung und -bewertung. Hintergrund ist, dass die Vielzahl der einströmenden Reizen nicht alle von uns verarbeitet werden können, weshalb wir eine Auswahl zwischen relevanten und weniger relevanten Informationen treffen. Damit nehmen wir nur das wahr, was uns gerade wichtig erscheint. (Detail-Infos)

 

Perpetuierende Wahrnehmung

Eine einmal gemachte falsche Beobachtung unterliegt auch dem Problem der perpetuierenden Wahrnehmung. Dahinter verbirgt sich der unreflektierte Wunsch, bei einem einmal gefassten Urteil zu bleiben und nur noch das wahrzunehmen, was diesem „Grundsatzurteil“ entspricht. Alles andere wird sofort abgewiesen und nicht geglaubt. Dieses Wahrnehmungsproblem überträgt sich auch auf alle zeitlich nachfolgenden oder Beobachtungen. Es beinflusst selbst die vorausgegangenen Beobachtungen, die dann vergessen, relativiert, umgedeutet, oder uminterpretiert werden (Primacy-Recency Effect). Neben diesen zeitlichen Effekten existieren Positionseffekte, wobei der individuelle Blickwinkel des Beobachters (z.B. örtlich oder hierarchisch) eine ganz wesentliche Rolle bei der Wahrnehmung und Einschätzung spielt. Bereits eine Änderung des Blickwinkels führt teilweise zu völlig anderen Einschätzungen und Ergebnissen.  


Aufmerksamkeitsfehler

Bei der Beobachtung von Menschen und ihrem Verhalten spielt unsere Aufmerksamkeit eine bedeutende Rolle. Aufmerksamkeit kostet sehr viel Energie. Unser Gehirn ist schnell überfordert. Allein schon aus öknomischen Gründen, aber auch wegen Energieabbau und daraus resultierendem Konzentrationsverlust sehen wir nur das, was eben gerade für uns wichtig erscheint und übersehen dabei anderes. (Aufmerksamkeitsfehler)

 

Weitere Fehler
Manchmal denken wir aber - aus ökonomischen Gründen oder aus Gründen unserer Intelligenz oder aufgrund bestimmter Erwartungen einfach logisch vor (Logischer Fehler) oder voraus (Erwartungsfehler) und leiten auf der Grundlage von Erfahrungswerten bzw. vorausgegangenen Beobachtungen eine bestimmte Prognose an die Zukunft ab, die wir für sehr wahrscheinlich bzw. sicher halten (Kleber-Effekt).

Bereits bei der Beobachtung unterliegen wir dem Fehler bzw. Effekt der sozialen Wahrnehmung, Ettikettierungs- und Stigmatierungsfehlern sowie von Vorurteilen und Stereotype, selbst wir wir uns dieser Fehlerquellen bewusst sind und manchmal sogar gerade deshalb, weil wir derartige Fehler bewusst vermeiden wollen. Wie auch immer: Stets gehen wir bereits bei der Beobachtung mit bestimmten Meinungen und Erkenntnissen sowie mit bestimmten Vorstellungsbildern und Vorurteilen an die Beobachtung anderer Menschen heran, ebenso an Sachverhalte und Themen. Bereits bei der Beobachtung verhält man sich nicht objektiv. Selbst wenn man "richtig" beobachten würde, wertet man das Beobachtete subjektiv bzw. automatisch voreingenommen aus. Man ist dann eben nachfolgend unbewusst nicht sorgfältig genug oder gerade eben noch sorgfältiger als sonst bzw. sorgfältiger als bei anderen. 

 

Hinzu kommen die vielen in unseren Köpfen festverankerten stereotypen Vorstellungen von den zu beobachtenden Menschen, Dingen und Begebenheiten. Dazu zählen auch soziale Stereotype. Stets haben wir - auch der Beobachtung - eine bereits vorgefasste Meinungen z.B. über Menschen, Menschen-Typen. Klassifizierungen, Menschenbild- und Persönlichkeits-Typ-Annahmen und können zwar grundsätzlich hilfreich sein, sie verfälschen jedoch bereits die Beobachtung. So beobachten wir manche Menschen prinzipiell anders (z.B. genauer, vorsichtiger, rücksichtsvoller, ängstlicher, gehemmter usw.) als andere. Dies zeigt sich unter anderem beim Hierarchie-Effekt. Der Effekt besagt, dass Menschen (z.B. Mitarbeiter eines Unternehmens) höherer Hierachie-Stufen (Positionen im Unternehmen) grundsätzlich anders beobachten und beurteilt als Vertreter unterer hierarchischer Stufen. Zum einen wird z.B. mit viel mehr Vorsicht und Respekt an beobachtete Personen höherer Hierarchien herangegangen, während auf der anderen Seite prinzipiell davon ausgegangen wird, dass Menschen höherer Hierarchien automatisch besser sind, weshalb sie auch nicht zu genau beobachtet werden müssen.

 

Zugleich kann es zu stereotypisierten Kopplungen kommen z.B. wenn Charaktereigenschaften, die in keinem real abhängigen Zusammenhang stehen, mit einer entsprechend logisch scheinenden unterstellten Annahme und Erwartung automatisch miteinander verknüpft werden und die Beobachtung daher verkürzt oder nur ausschnittweise erfolgt. In Wirklichkeit bedeutet es aber nicht zugleich, dass jemand, der sauber und gepflegt ist, z.B. gleichzeitig auch ordentlich und gewissenhaft ist. Nur weil es auf der einen Seite eine bestimmte Beobachtung gibt, darf die Beobachtung anderer Aspekte nicht wegfallen. 


Die Beobachtung wird auf durch den Halo-Effekt (Hofeffekt) überstrahlt, weshalb man auch vom sogenannten Überstrahlungseffekt spricht. Hier orientiert sich die Wahrnehmung von einer Person an wenigen hervorstechenden Eigenschaften. Wir betrachten ein Merkmal einer Person als besonders charakteristisch und zentral für die Person und bilden eine dazu passende Gesamtassoziation. Alle anderen Eigenschaften werden übersehen. Bestimmte Eindrücke wirken auf den Beobachter so stark, dass sie alle anderen Wahrnehmungen überstrahlen. Die weiteren Eindrücke orientieren sich nachfolgend daran. Beim Halo-Effekt erzeugen einzelne teilweise unwesentliche, beiläufige Eigenschaften einer Person einen Gesamteindruck, der die weitere Wahrnehmung von der beurteilten Person überstrahlt, so dass dieser in seiner Gesamtheit  vorwiegend nach dieser Eigenschaft beurteilt wird. Dabei wird zumeist von leicht zu beobachtenden Eigenschafts-Merkmalen auf schwer beobachtbare Eigenschafts-Merkmale geschlossen.

 

Gefühle wie Sympathie oder Antipathie sind zwar keine sachlichen Maßstäbe für die Beurteilung von Menschen; sie beeinflussen jedoch automatisch den gesamten Beurteilungsprozess und sogar allein die reine Beobachtung. Selbst wenn dem Beobachter seine eigenen Gefühle bekannt sind, ist er nicht in der Lage, neutral und objektiv zu beobachten. Oft wird dann die Messlatte bzw. der Maßstab zu Gunsten einer Person geändert wird, wodurch bereits die Beobachtung verfälscht wird und sich allein durch das persönliche Gefühls-Involvement keine objektive Bewertung ergibt. Hinzu kommt, dass Gefühle der Sympathie und Antipathie direkt oder indirekt gezeigt und von beobachteten Personen gefühlt werden. Dadurch entsteht ein Rückkopplungseffekt, der dann erst dazu führt, dass sich Menschen so verhalten wie es bei der Beobachtung unbewusst angestrebt wird (Selbsterfüllende Prophezeiung). Sympathie-Antipathie-Fehler geschehen nicht nur bei der persönlichen Beobachtung: Das durch irgendwelche Annahmen oder sonstigen Schlüsselreize entstehende Gefühl der Sympathie oder Antipathie kann bereits im Vorfeld entstehen und dann einen Erwartungsfehler erzeugen, der sich dann allein schon deshalb erfüllt, weil man voreingenommen in die weitere z.B. persönliche Beobachtung hineingeht.

Bei der Beobachtung anderer Menschen nimmt man sich selbst als Bezugsrahmen. Nimmt man bei einem Menschen eine Ähnlichkeit (äußere Erscheinung, Kleidungs-Stil, Interessen, Herkunft, Einstellung, Gesinnung, Weltanschauung etc.) mit der eigenen Person wahr, führt dies zu einer Beurteilung entsprechend dem eigenen Selbstbild, das zumeist positiv ist (Ähnlichkeitsfehler, Selbsterkennungs-/Sympathie-Fehler, Sympathie-/Ähnlichkeitsfehler). Dieser Effekt überträgt sich auch den reinen Beobachtungsprozess.

 

Besonders schlimm ist es, wenn Beobachtung mit Hilfe sogenannter Menschenkenntnis erfolgen. Leider besteht jedoch die Tendenz des Menschen, von seinen eigenen Kenntnissen, seinen Urteilen und seiner Urteilskraft überzeugt zu sein. Basis eines jeden Urteils bzw. einer jeden Entscheidung ist demnach die Selbstüberschätzung. Diese Selbstüberschätzung wirkt sich bereits auf die Art und Weise bzw. die Güte der Beobachtung aus (Overerconfidence-effect / Overconfidence barrier-effect). Tatsächlich ist das Vertrauen in das eigene Urteilsvermögen bei Menschen generell größer als die objektive Richtigkeit dieser Urteile, vor allem dann, wenn das Selbstvertrauen und das generelle Vertrauen relativ hoch sind. 

 

Darüber hinaus besteht ein nachgewiesener Hang zur Übermütigkeit in der Beobachtung und in der Auslegung. Dieser Übermütigkeit stehen Ängste gegenüber, welche die Wahrnehmung und Urteilskraft - aber auch bereits die Beobachtung an sich stark beeinflussen. Wer ängstlich oder gehemmt ist, beobachtet z.B. viel vorsichtiger oder zurückhaltender, ggf. auch weniger oder genauer (vielleicht sogar übergenau). Wer Angst hat, ein Fehlbeurteilung oder eine falsche Entscheidung zu teffen, Angst vor einer offenen Konfrontation, vor Widersprüchen oder anstrengenden Diskussionen hat oder Angst vor Sympathieverlust oder Liebesentzug beobachtet ungenauer oder wird eine genaue Beobachtung generell zu vermeiden suchen. 

 

Auch Skalierungs- und Maßstabsfehler spielen bereits bei der Beobachtung eine Rolle z.B. wenn bei der Beobachtung mit falschen Skalen bzw. Maßstäben beobachtet und gemessen wird oder der Maßstab zu Gunsten oder zu Ungunsten der beobachteten Personen verändert wird. Dadurch werden Menschen milder oder strenger beobachtet. Siehe Milde Effekt / Leniency-Effekt, Großzügigkeitsfehler / Generosity error, Tendenz zur Mitte / Fehler der zentralen Tendenz, Tendenz zur Strenge)


Die Beobachtung wird auch durch die Anwesenheit anderer Personen beeinflusst (Anwesenheitsfehler). Besonders stark erfolgt die Beeinflussung dann, wenn es sich um Personen handelt, zu denen ein Bezug besteht. (Bezugspersonen-Effekt). Beim Bezugspersonen-Effekt richtet der Beobachter seine Bewertung - zumeist völlig unbewusst - auf die Einstellung, Erwartung, Wünsche und Bedürfnisse dieser Bezugspersonen oder dieser Bezugspersonengemeinschaft aus. 

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