Hintergrundwissen "Neurosen & Psychosen"

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Neurosen und Psychosen zählen zu den Psychischen Störungen

bzw. Erkrankungen der Psyche. 

Neurosen
Eine Neurose ist eine psychische Störung ohne erkennbare körperliche Ursachen
und stellte den Sammelbegriff für eine Vielzahl psychischer Störungen dar. Mittlerweile ist jedoch die Bezeichnung Neurose als Sammelbegriff in der Wissenschaft bzw. in den aktuellen Diagnosesystemen nicht mehr gebräuchlich. In der Alltagssprache findet jedoch kaum ein anderer psychologischer Begriff so häufig Verwendung wie der Begriff Neurose. Reagiert jemand ungewöhnlich oder übertrieben, bezeichnet man sein Verhalten als neurotisch. Im Film "Der Stadtneurotiker (Originaltitel "Annie Hall") von und mit Woody Allen aus dem Jahr 1977 stellt sich Woody Allen als Prototyp für einen Neurotiker dar - und zwar als Sonderling, der von Zweifeln und Ängsten geplagt ist.


Als gemeinsames Merkmal der Neurosen galt, dass sie vermutlich durch psychische Faktoren (z.B. unterdrückte Ängste und sexuelle Schwierigkeiten) entstehen. Störungen in der frühkindlichen Entwicklung bleiben nach dieser Ansicht als Komplex im Unbewussten bestehen und haben unterschiedliche neurotische Reaktionen zur Folge. In diagnostischen Handbüchern tauchte der Begriff Neurose erstmals als Überbegriff für eine Gruppe von Störungen auf, die sich durch übertriebene Ängste äußern. Eine Neurose kann sich durch die unterschiedlichsten Symptome äußern. Gemeinsames Anzeichen für die als Neurosen zusammengefassten psychischen Störungen gilt eine übertriebene Angst. 


Als Gegenstück zur Neurose gilt die Psychose, die sich durch einen gestörten Realitätsbezug auszeichnet und der vermutlich – im Gegensatz zur Neurose – in erster Linie körperliche Ursachen zugrunde liegen. Ein weiterer Unterschied zwischen einer Neurose und einer Psychose ist, dass sich Menschen mit neurotischen Störungen ihres Zustands in der Regel bewusst sind, während Psychotiker sich selbst für gesund halten. Auch sind bei Neurosen nur Teilbereiche der Persönlichkeit betroffen, während Psychosen Einfluss auf alle Aspekte der Persönlichkeit ausüben.


Heutzutage teilt man die verschiedenen - früher unter der Bezeichnung Neurose zusammengefassten psychischen Störungen - in unterschiedliche Gruppen auf (Angststörungen, Zwangsstörungen, Hypochondrie, Hysterie etc). Als Auslöser für die Entstehung von Neurosen gilt das Wechselspiel psychischer und körperlicher Faktoren z.B. eine erblich bedingte Anfälligkeit für eine psychische Störung zusammen mit einer belastenden Lebenssituation.

Psychosen

Als Psychose bezeichnet man eine schwere psychische Störung, die mit einem zeitweiligen weitgehenden Verlust des Realitätsbezugs einhergeht. 

Unter dem Begriff „Psychose“ fasst man schwere psychische Erkrankungen zusammen, bei denen die Betroffenen eine gestörte Beziehung zu ihrer Umwelt haben und an mehreren Symptomen wie Angstzuständen, depressiver Stimmung, Ich-Störungen , Unruhe, Erregungszuständen bis hin zu  Halluzinationen und Wahnvorstellungen leiden. Oft fehlt ihnen dabei die Einsicht, dass sie krank sind. 

Psychosen treten bei Männern und Frauen gleichermaßen auf und sind relativ häufig. 


Psychosen teilt man nach ihrer Entstehungsursache in so genannte exogene und endogene Psychosen ein. Exogenen Psychosen werden durch nachvollziehbare körperliche Erkrankungen hervorgerufen. Hierzu zählen z.B. Alkohol- und Drogenmissbrauch, Epilepsie, Demenzen sowie körperliche Erkrankungen wie z.B. Hormonstörungen (z.B. Überproduktion von Cortisol oder Schilddrüsenhormonen), Infektionen (z.B. Gehirnentzündung), Verletzungen (z.B. Schädel-Hirn-Trauma) sowie Stoffwechselstörungen. 


Bei einer endogenen Psychose ist keine organische Schädigung feststellbar - wenngleich nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen leichte Schädigungen des Gehirns in seiner Entwicklungsphase z.B. durch Infektionen vor oder während der Zeit um die Geburt herum das Risiko, an einer Schizophrenie zu erkranken, erhöhen können. Die häufigste Form der endogenen Psychosen ist die Schizophrenie. 



Psychosen: Ich-Störungen

Bei Ich-Störungen verschwimmt die Grenze zwischen der Umwelt und dem Ich. 

Betroffene glauben z.B., Gedanken lesen zu können oder ihrer eigenen beraubt zu werden. Andere berichten, dass sie sich von außen manipuliert oder ferngesteuert fühlen.


Psychosen: Halluzinationen

Halluzinationen sind Störungen der Wahrnehmung, bei denen der Betreffende Dinge wahrnimmt, ohne dass sie in Wirklichkeit vorhanden sind. Diese Störungen können alle Sinne einbeziehen – es gibt akustische oder optische Halluzinationen, Geruchs-, Geschmacks- oder Berührungs-Halluzinationen. Am häufigsten sind bei den endogenen Psychosen die akustischen Halluzinationen.


Psychosen: Wahnvorstellungen

Beim Wahn entwickelt der Betroffene krankhafte falsche Vorstellungen, die von der Realität abweichen, bzw. bei denen Dinge in der Umwelt falsch interpretiert werden, ihnen eine falsche Bedeutung beigemessen wird. Die Wahnvorstellungen sind dabei für ihn so wirklich, dass er unbeirrbar daran festhält, sie nicht anhand der Realität überprüft und sich auch nicht von anderen korrigieren lässt.


Psychosen: Schizophrenie

Schizophrenie (griech.: gespaltener/s Geist/Gemüt) ist eine schwere psychische Erkrankung mit vielgestaltigem Erscheinungsbild und gehört zu den so genannten endogenen Psychosen. Schizophrenie wird fälschlicherweise oft mit Persönlichkeitsspaltung in Verbindung gebracht, so als ob ein an Schizophrenie Erkrankter mehrere Persönlichkeiten in sich tragen würde. 

Dem ist keinesfalls so. Schizophrenie hat auch nichts mit verminderter Intelligenz zu tun. Zwar mag sich ein akut Erkrankter für einen Außenstehenden scheinbar unsinnig verhalten, die schwer verstehbaren Handlungen entspringen jedoch keinem Verlust der Intelligenz, sondern sind das Produkt von Fehlwahrnehmungen und Fehlinterpretationen der Umwelt.


Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen, wobei die Krankheit bei Männern in der Regel früher ausbricht. Der Zeitpunkt der Ersterkrankung liegt bei Männern meist zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr, bei Frauen im Durchschnitt etwas später zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr. Besonders oft erkranken Menschen, die in Wintermonaten geboren sind, an einer Schizophrenie. Möglicherweise spielen hier Virus-Infektionen eine Rolle, die noch vor der Geburt bzw. in der Zeit unmittelbar danach zu leichten Schädigungen des Gehirns führen, die sich später dann in einer erhöhten Anfälligkeit für Schizophrenie auswirken können. Die Gefahr schwerer Virus-Infektionen (z.B. Influenza) ist in den Wintermonaten größer.



Der Begriff wird üblicherweise in Abgrenzung zum Begriff Neurose verwendet, 

und zwar für psychische Störungen, die schwer sind, sich nicht oder zumindest nicht alleine durch Psychotherapie beeinflussen lassen und sich nicht ohne weiteres aus einem lebensgeschichtlichen Kontext heraus ableiten lassen. In den Klassifikationssystemen ICD-10 wie auch DSM-IV wird der Begriff Psychose nur eingeschränkt verwendet. Die unter diesem Überbegriff zusammengefassten psychischen Störungen finden sich stattdessen unter verschiedenen Kapiteln: 


Grundsätzlich sind die Ursachen der nichtorganischen Psychosen bis heute nicht bekannt. Familiäre Häufungen (über 50 % Wahrscheinlichkeit, an einer schizophrenen Psychose zu erkranken, wenn beide Eltern erkrankt sind) könnten für genetische Faktoren sprechen, die Wirksamkeit von Auslösern im Verhalten kranker Eltern ist aber nicht auszuschließen. Nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist auch die Gegenposition, die eine genetische Disposition in Abrede stellt und ausschließlich sogenannte frühe Störungen in der Kindheit als Grund ansieht. Neuere Untersuchungen geben Hinweise auf eine frühe Schädigung im ersten Drittel der Schwangerschaft. Danach erhöht beispielsweise der Tod eines nahen Angehörigen der Mutter das Risiko des Ungeborenen, später an Schizophrenie zu erkranken, sehr stark. Die Ursachen organischer Psychosen bilden Hirnerkrankung (z.B. Demenz) Bestimmte Medikamente (z.B. Cortison und Drogen) können ebenfalls Psychosen auslösen. Neurotransmitter spielen eine wichtige Rolle, wobei die Aufmerksamkeit vor allem dem Dopamin gilt: Stress verursacht eine Fehlproduktion im Gehirn.