Hintergrundwissen "Positivistische Persönlichkeit"
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Positivistische Persönlichkeiten zeichnen sich durch eine positive Grundhaltung gegenüber anderen Menschen aus. Sie interpretieren Umweltreize und Informationen durchweg positiv, selbst jene, die objektiv nicht zwingend positiv sind. Selbst negativen Informationen und Nachweisen verleiht die positivistische Persönlichkeit einen positiven Sinn. Damit gilt die durchweg positivistische Grundhaltung als Übergang zur naiven Persönlichkeit, wobei sie deutlich von ihr abzugrenzen ist.
Die Integration vermeintlich hilfsbedürftiger Menschen ist für positivistische Persönlichkeiten ebenso ein zentrales Thema wie bei naiven Persönlichkeiten. Hier gibt es eine deutliche Überschneidung. Da es auch weitere Ähnlichkeiten zwischen beiden Persönlichkeiten gibt, können diese in der Regel leicht verwechselt werden. Die Übergänge sind fließend. Ein Unterschied besteht jedoch hinsichtlich der Ausprägung der Naivität – auch sind keine aggressiven Tendenzen in eine sehr parteiische polarisierende Richtung (gut-böse / schwarz-weiß) bekannt. Die positivistische Persönlichkeit sieht alles gleich positiv und urteilt weniger polarisierend.
Positivistisch sein, bedeutet nicht automatisch, dass das Verhalten positivistischer Persönlichkeit das genaue Gegenteil des typischen Verhaltens negativistischer Persönlichkeiten darstellt.
Dennoch passen einige Aspekte in diese Richtung z.B. die Befolgung von Vorgaben anstelle deren Missachtung, positive Mimik und einladende Gestik in der sozialen Interaktion z.B. in
Kommunikationssituationen, Zustimmen statt ständiges Hinterfragen unrelevanter oder unwesentlicher Zusammenhänge, Äußerung des Glücks und Wohlgefühls anstelle häufiger Äußerung von Unwohlgefühl
im sozialen und/oder beruflichem Kontext, Umdeutung von persönlichem Unglück oder Schmerzen anstelle von häufigem Klagen darüber, Streben nach Verbreitung positiver Stimmung an Stelle von
häufigem "Sich beschweren" oder Provozieren von Streit, Positive Reaktion auf unterschiedliche Reize anstelle heftiger Reaktionen auf bereits kleinste Reize, Aktives Zuhören anstelle von Weghören
oder Gesprächsstörern, Kommunikativ gedeutete Annahme nützlicher Vorschläge statt aktiver Ablehnung und Weghören. Aktivität statt Passivität und Vermeidungsverhalten, Spontanität statt
Verzögerungsmanöver, Unterstützung der Bemühungen anderer, Kooperation statt vorsätzlicher Nicht-Kooperation usw.
Das prinzipielle positive Auftreten und Dafür sein kann Menschen aus dem Umfeld jedoch stark irritieren, insbesondere jene Menschen, deren Persönlichkeit durch ungünstige bis negative Einflüsse
geprägt ist. Häufig geäußertes Lob anderer – auch das extreme Understatement mit der Betonung, dass andere gewiss alles besser können als man selbst, kann andere mittelfristig stark irritieren
und sogar stören. Positivistische Persönlichkeiten werden oft als angepasste „Ja“-Sager bezeichnet. Häufig schlägt ihnen völliges Unverständnis sowie Neid und Groll gegenüber - Gefühle, welche
sie selbst nicht zu kennen scheinen.
Da eine kritische und z.T. negativistische Grundhaltungen in Deutschland in vielerlei Hinsicht teilweise fast schon gesellschaftskonform ist (siehe z.B. extrem kritische und häufig negative Presseberichterstattung insbesondere in Bezug auf herausragend erfolgreiche Persönlichkeiten, Unternehmen und Institutionen, extremes Beschwerdeverhalten, messbare gerichtliche Streitlust, Antrieb, andere ggf. zu verklagen, häufige Androhung einer Klage, Schnelles Drohen mit Anwalt, Abmahnwellen, Überlastung der Gerichte, Beharren auf Rechten, starkes Aufbegehren gegen Benachteiligung und Diskriminierung etc.), werden positivistische Menschen häufig belächelt und wenig ernst genommen. Dadurch können Ziele weniger gut erreicht werden.
Positivismus zählt zu den gesellschaftlich weniger akzeptierten Mentalitäten als die negativistische Persönlichkeitsstörung. Dies zeigt sich auch in entsprechenden Entscheidungen (z.B.
Personalentscheidungen) und weiteren betriebswirtschaftlichen Entscheidungsprozessen, in denen durchweg positivistische Persönlichkeiten sich nur schwer durchsetzen können.
Was ist Positivismus?
Die Namensgebung für den Begriff „Positivismus“ selbst geht u.a. auf Auguste Comte (1798–1857) zurück. Positivismus ist zugleich ein humanistischer Ansatz und für manche Menschen eine Art
Religionsersatz.
Positivistische Menschen stellen häufig Mitgefühl und Altruismus ins Zentrum ihres Lebens und sehen beides zugleich als zentrales Ideal für das gesellschaftliche Zusammenleben an, in dem allen
Menschen, selbst Verbrechern positiv und mit offenen Armen entgegengetreten wird.
Während Deutschland ein Land mit weniger positivistischen Menschen ist (dafür aber mehr naiv-aggressive Persönlichkeiten) ist Positivismus insbesondere in Brasilien deutlich stärker
vertreten. Der Positivismus erreichte hier sogar einen deutlichen Einfluss auf Politik, Gesellschaft und Sozialleben. Es gibt dort sogar eine „Positivistische Gemeinde Brasiliens“ in der ein
regelrechter Kult in dieser Richtung betrieben wird. Positivismus hat nicht nur einen religiösen Einfluss, sondern auch einen Einfluss auf die Linguistik und die Psychotherapie. In beidem spielt
die sprachliche Deutung und Umdeutung eine wichtige Rolle.
Positivismus spielt ebenfalls eine Rolle in Bezug auf das Gesetz der Anziehung, das neben der Aussage „Gleiches zieht Gleiches an“ u.a. auch besagt: Positives zieht Positives an. Dies gilt auch
in der Methodik der „Kreativen Visualisierung“, wobei ebenfalls „Dankbarkeit“ als positives Element eine wichtige Rolle spielt.
Im gesellschaftlichen Leben und gesellschaftspolitischen Kontext stellt Positivismus jedoch eine eingeschränkte Sicht auf die Welt dar, die ggf. auch zu einem Schaden für sich selbst führen kann.
Positivistische Persönlichkeiten haben jedoch die Neigung bzw. „Fähigkeit“, einen solchen Schaden nicht als Schaden zu betrachten und ihm sogar etwas Positives abgewinnen. Was auf der einen Seite
(im Hinblick auf Methodik) eine regelrechte Fähigkeit darstellt, gilt – je nach Blickwinkel - auf der anderen Seite als Störung.