Hintergrundwissen "Selbsterfüllende Prophezeiung"
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Die Selbsterfüllende Prophezeiung (Self-fulfilling-prophecy), auch als Rosenthal Effekt bekannt, beschreibt das Phänomen, dass ein Erwartungen, die an andere Personen gerichtet sind, sich selbst erfüllen, indem erwartetes Verhalten einer anderen Person durch das Verhalten einer anderen Person oder Personengruppe (z.B. Beurteiler, Feedback-Geber, Erzieher) erzwungen wird.
Erwartet jemand ein bestimmtes Verhalten von seinem Gegenüber, erzwingt er allein durch eigenes Verhalten genau dieses Verhalten. Dies beginnt bereits bei der Verhaltensbeobachtung, umfasst die Interpretation des beobachteten bzw. unterstellten Verhaltens sowie verbal oder nonverbal geäußertes oder unterlassenes Feedback und reicht bis hin zu direkten oder indirekten Prognosen, die eben auf einer bestimmten Erwartungshaltung basieren, die den Beurteiler selbst beeinflussen, aber eben auch die beobachtete bzw. beurteilte Person, die ihr Verhalten dann entsprechend der Verhaltenserwartung der anderen ausrichtet.
Das Verhalten kann bewusst oder unbewusst erfolgen, im Tun oder Unterlassen liegen. Allein die Erwartungshaltung einer anderen Person ist entscheidend, sofern sie irgendwie (über entsprechendes Verhalten) von der betreffenden Person wahrgenommen wird. Dazu reicht allein die soziale Interaktion: In der sozialen Interaktion teilen wir anderen bewusst oder unbewusst mit, welches Bild wir von ihnen haben. Damit beeinflussen wir in erheblichem Maße ihr Selbstbild.
Fazit:
Wird jemandem mehr oder weniger offen eine gewisse Erwartungshaltung entgegengebracht, steigt automatisch die Wahrscheinlichkeit, dass dich der andere entsprechend dieser Erwartungshaltung
verhält.
Selbsterfüllende Prophezeiung in der
Erziehung:
Insbesondere Kinder sind hier besonders beeinflussbar durch das Urteil anderer Personen, denn das Selbstbild des Kindes hängt entscheidend von der Meinung seiner
Bezugspersonen ab und richtet sein Verhalten weitgehend nach dem aus, was von ihm erwartet wird. So hat zum Beispiel ein Erzieher eine gewisse Erwartung an das Verhalten eines Kindes, an die das
Kind sich mehr oder weniger anpasst. Wird z.B. ein Heimkind einmal bei einem Diebstahl ertappt, wird es bei jedem weiteren Diebstahl immer als erstes gefragt und verdächtigt. Das Kind lernt, dass
das Thema Diebstahl in einem direkten Zusammenhang mit ihm selbst steht und fügt sich diesem Zusammenhang. Schließlich wird das Kind irgendwann nicht mehr anders können als die Erzieher ohnehin
erwarten.
Weitere Zusammenhänge
Selbstzerstörende Prophezeiung (self-defeating
prophecy)
Eine Prognose kann das Eintreffen ihrer Voraussagen unter bestimmten Voraussetzungen auch verhindern. Hier verhält sich der Betreffende so, dass die Prophezeiung gerade nicht in Erfüllung geht.
Gerade weil etwas ganz konkret prophezeit wird, tritt etwas nicht ein. Relativ genaue Vorhersagen eines Unglücks können zum Beispiel bewirken, dass Maßnahmen eingeleitet werden, die das
beschriebene Unglück unmöglich machen. Als Beispiel sei hier eine ganz konkrete Stauwarnung genannt. Wenn zu einer bestimmten Zeit vor einem bestimmten Stau auf einem bestimmten Streckenabschnitt
in einer bestimmten Art und Weise sehr bestimmend gewarnt wird, kann es passieren, dass viele Autofahrer den Bereich umfahren und der erwartete Stau daher nicht einritt.
Pygmalioneffekt
Der Begriff stammt aus der griechischen Mytologie. In der Psychologie ist damit gemeint, dass Menschen z.B. Schüler, die der Lehrer – egal aus welchen Gründen- für (sehr oder besonders) intelligent hält, besonders oder besser gefördert werden und daher (gerade deshalb) größere Fortschritte machen als die anderen Schüler, die der Lehrer als normal oder weniger intelligent einstuft. Dieser Mechanismus spielt auch in Bewerbungsverfahren und Personalauswahlprozessen eine Rolle: Glaubt ein Personalentscheider nämlich, dass ein bestimmter Bewerber bzw. eine bestimmte Eigenschaft eines Bewerbers (z.B. eine konkrete Ausbildung, ein bestimmtes Alter etc.) in jedem Falle besser für die Stelle geeignet sei als die Mitbewerber, wird er ihm während des Interviews bewusst oder unbewusst Steine aus dem Weg räumen, ihm leichtere Fragen stellen oder sonst wie auch immer automatisch protegieren. So schneidet der Bewerber tatsächlich besser ab und bekommt den Job, ganz der Erwartung entsprechend.
Skalierungsfehler
Bei der Einschätzung einer Person oder einer Sache nutzt die einschätzende Person zwar die gleiche Bewertungs-Skala, jedoch nicht faktisch, sondern durch den persönlichen Eindruck getönt. Alternativ verändert er die Skalierung oder die Bewertung der Skalierung entsprechend seiner Erwartungshaltung. Diese Veränderung muss nicht bewusst erfolgen. Sie erfolgt zumeist unbewusst. Zumeist wird die Skalierung so verschoben, dass sich die eigene Erwartung schließlich erfüllt.
Weitere Infos / Hintergrundwissen
Erwartungen / Erwartungsfehler allgemein
Beobachtungs-, Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler