Hintergrundwissen "Sexuelle Unlust"

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Sexuelle Unlust als persönliches, partnerschaftliches,
soziales, gesundheitliches und gesellschaftliches Problem

Sexuelle Unlust stellt einen Mangel oder einen Verlust des sexuellen Verlangens bzw. Interesses dar (Libido-Störung, sexuelle Appetenz) und führt nicht selten zu Störungen des Beziehungslebens bzw. zu Problemen in Ehe und Partnerschaft. Bemerkt wird der Mangel an sexuellem Interesse dann, wenn keine sexuellen Aktivitäten initiiert werden oder entsprechende Bemühungen des Partners abgelehnt werden.

 

Sexuelle Appetenz kam bislang häufiger bei Frauen vor und zählt zu den häufigsten sexuellen Störungen. Doch auch bei Männern nimmt die Rate stark zu und gleicht sich allmählich an. Auch generell steigt die allgemeine Rate derer, die entweder nicht mehr können, wie sie es wollen oder weniger bis gar keine Lust mehr in ihrer Partnerschaft empfinden.

 

Jede dritte Frau und jeder vierte Mann in Deutschland ist mit dem eigenen Sexualleben unzufrieden. Die Quote bezieht sich zumindest auf jene, die offen darüber sprechen. Einer Umfrage von "Psychologie heute" nach haben 47 Prozent der deutschen Paare dreimal im Monat Geschlechtsverkehr, während nahezu die Hälfte aller Paare wochenlang ohne Sex lebt.

Obwohl dies bekannt ist, nährt sexuelle Enthaltsamkeit bei vielen Menschen in der Partnerschaft gewisse Zweifel, wodurch die Beziehung oft in Frage gestellt wird.

Das liegt daran, dass für die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung ein erfülltes Sexleben als wichtiger Faktor einer glücklichen Partnerschaft angesehen wird. (Repräsentative Befragung des Instituts für Sexualität und Gesundheit Freiburg). Ebenso liegt es daran, dass die Faktoren, die ein erfülltes Sexualleben ausmachen, falsch definiert, gelernt und verstanden werden. Die Medien tragen in erheblichem Maße mit dazu bei.

Die Ursachen für sexuelle Unlust sind vielfältig:


Psychischer Druck von außen (Umwelt, Arbeitsleben, Stress, Überforderung)
Psychischer Druck in der Partnerschaft (Erwartungen + Ansprüche)
Psychischer Druck durch familiäre Probleme
Psychische Agitation durch Kinder
Falsche Moralvorstellungen
Hemmungen und Ängste
Verletzende oder abwertende Kommunikation
Abstoßendes Kommunikationsverhalten
Abflachung von Reizfaktoren / Sexuelle Langeweile
Reizüberflutung durch Pornographie
Abstumpfung der Reizschwelle / Fehlende Reizstimuli
Entdeckung bestimmter neuer Vorlieben, die nicht erfüllt werden
Entwicklung besonderer und ggf. seltener Schlüsselreize (Fetisch)
Unkenntnis oder Unterdrückung bestimmter Vorlieben
Ausbleiben von Schlüsselreizen
Zu geringe Bemühungen oder zu starke Bemühungen
Nähe-Problematik (Zusammenhang Nähe-Distanz)
Optische Veränderungen des Partners
Verhaltens-Änderung des Partners

Offene oder verborgene Konflikte in der Partnerschaft
Persönlichkeitskonflikte und Persönlichkeitsstörungen
Störung durch negative Reize

Mangel an Respekt / Respektlosigkeit
Machtspiele / Machtkämpfe, 

Übertriebenes Streben nach Harmonie
Unterdrückung von Konflikten und Bedürfnissen 

Probleme in Bezug auf das Selbstwertgefühl
Fehlende Aufwertung durch authentische Komplimente

Unzufriedenheit mit sich selbst

Unzufriedenheit mit Arbeit und Beruf

Gesundheitliche Probleme, die das sexuelle Verlangen hemmen oder in Frage stellen

Schwangerschafts-Umstände
Geburt eines Kindes
Einnahme hormoneller Verhütungsmittel
Geruchliche Veränderungen des Partners
Falsche Moralvorstellungen
Gender-Mainstreaming

usw.

 

Während viele Männer klagen, dass sie mit ihrer Partnerin gerne mehr Sex hätten, beklagen immer mehr Frauen, dass ihnen die Lust auf Sex abhanden gekommen ist.
US-amerikanische Forscher gehen sogar davon aus, dass jede zweite Frau im Alter zwischen 18 und 59 Jahren an einer behandlungsbedürftigen sexuellen Störung (HSDD-Syndrom = Hypoactive sexual desire disorder) erkrankt sei.

 

Die Pathologisierung sexueller Unlust überdeckt jedoch die vielen psychologischen und sozialen Hintergründe. Schließlich hat sich das Rollenverständnis von Frauen im Laufe der Zeit (Sozialisierung) ebenso gewandelt wie die Bedürfnisse und Ansprüche generell gestiegen sind. Anders als früher, reden (junge) Frauen heute auch untereinander über das Thema Sex, auch über eigene Erfahrungen und Vorlieben, worüber man früher eben nicht (wie es bei Männern der Fall ist) offen gesprochen hat. Hinzu kommt die Zugänglichkeit unzähliger Informationen von außen, ja sogar eine regelrechte Informations- und Reizüberflutung über Medien wie das Internet.

Dort wird nicht gezeigt, wie Sexualität regulär (bzw. biologisch natürlich) ist, sondern so wie man es sich (in der durch die Medien angeregten Phantasie) vorstellt und dann gerne selbst hätte. Entsprechend wächst die Reizschwelle, das Bedürfnis, derartiges auch zu sehen, zu haben oder zu tun und folglich auch die Anspruchs- und Erwartungshaltung. Dass diese überhöht, falsch oder unreal ist, kann vom menschlichen Gehirn nicht unterschieden werden. Schließlich bildet das, was man wahrnimmt, die eigene Realität und Erwartung. Hinzu kommt, dass sich auch unser Gehirn selbst durch entsprechendes Lernen, durch Erfahrungen und Reiz-Stimuli entwickelt und entsprechende Nervenbahnen ausprägt oder aber alternativ verkümmern lässt.

 

Wenn das, was man in den Medien wahrnimmt bzw. erlebt, nicht mit dem übereinstimmt, was man daheim bzw. bei seiner Partnerin vorfindet, geschweige denn erlebt, entsteht - je nach Ausprägung von Intelligenz, Motivation und Beziehungsqualität - schnell eine gewisse oder sogar stark ausgeprägte Frustration, die eine Hinterfragung der Partnerschaft bewirkt und sogar in Vermeidung, Flucht oder Aggression ausarten kann.

 

Für den Partner können derartige Ansprüche - wie auch generelle Erwartungen - eine enorme Belastung darstellen, insbesondere wenn das Gefühl aufkommt, dass der Partner einen unter Druck setzt. Diese Belastung führt beim Partner dazu, dass das Selbstwertgefühl angekratzt wird und das Begehren dadurch um so mehr abnimmt. Dies tritt auch auf, wenn sich der Partner nicht mehr sexuell attraktiv und verführerisch fühlt. Das Gefühl der eigenen Attraktivität ist dabei ebenso entscheidend wie das Gefühl, selbst verführerisch zu sein. Angesichts vieler externer Gegenbeispiele fällt das nicht leicht, manchmal sogar erheblich schwer und sogar unmöglich. Die Macht der Medien und der virtuellen Welt prägt zu stark. Dadurch wird es schwerer, entsprechende Komplimente zu erhaschen oder selbst dem Partner zu geben.

 

Echte überzeugte Komplimente werden weniger. Gewinner in Bezug auf die Förderung sexueller Lust sind jene Menschen, die dazu fähig und in der Lage sind, den Partner mit authentischen bzw. authentisch klingenden Komplimenten derart aufzuwerten, dass sein Selbstwertgefühl steigt. Je stärker dies ist, desto höher die Lust bzw. das sexuelle Verlangen. Diese Fähigkeit kann man lernen - aber auch verlernen.

In unserer modernen - westlich und emanzipiert geprägten - Welt fällt es Männern immer schwerer, sich als "Gentleman" zu zeigen und die Partnerin mit beeindruckenden Komplimenten zu verführen. Ebenso fällt es emanzipierten, maskulin sozialisierten Frauen schwer, in die Rolle einer "Geisha" zu schlüpfen.
Vielen gefällt so etwas auch gar nicht. Sie wollen es nicht bzw. unterdrücken es.

Dafür verantwortlich sind moderne Sozialisationsprozesse, die unter anderem über das Lernen und über entsprechende Erfahrungen und erfolgen und zugleich eine Veränderung von Moralvorstellungen und des Verhaltens (nach Verhaltens-Kodex) bewirken. Im tiefsten Inneren ticken wir jedoch (zumindest in der gesunden natürlichen Regel nach) völlig anders. Das merkt man spätestens dann, wenn sich z.B. ein männlicher Partner seinen Blick auf eine Frau richtet, die vom hiesigen Sozialisationsprozess noch nicht so stark betroffen ist wie andere.
Man merkt es aber auch dann, wenn sich die Aufmerksamkeit einer Frau einem Mann widmet, der in keinster Art und Weise dem Aussehen bzw. der Art und Weise des eigenen Partners ähnelt.  


Frauen aus anderen Kulturen haben hier einen deutlichen Vorteil und sind in sexueller bzw. verführerischer Hinsicht Geschlechtsgenossinnen aus westlich geprägten Kulturen deutlich überlegen. Das ist zugleich der Grund, warum Männer aus westlichen Kulturen immer mehr dazu tendieren, Frauen aus anderen Kulturen zu bevorzugen, zumindest in sexueller Hinsicht.

 

Bei Befragungen von Männern, die ein Bordell besuchen, wird deutlich: Die überwiegende Mehrheit sucht den Kontakt zu Frauen anderer Kulturen, wobei Frauen aus ehemaligen Ostblockländern an erster Stelle stehen. Ebenso wird deutlich: Deutsche Frauen werden in dieser Hinsicht eher gemieden, es sei denn, dass sie über ganz besonders herausragende Körper-Attribute oder einen "besonderen" Service verfügen. Als Gründe für die Bevorzugung nichtdeutscher Frauen werden angegeben: Aufmerksamkeit, Freundlichkeit, Naivität, Aufwertung des eigenen Selbstwertgefühls etc. Auf der anderen Seite werden in o. g. Hinsicht deutschen Frauen Attribute wie Lustlosigkeit, Arroganz, mangelnde Aufmerksamkeit, geringe Mühen, Abgeklärtheit etc. zugesprochen.

 

Das Vorurteil hat jedoch Ursachen. Westlich geprägte Frauen vergessen nämlich häufig die von Natur aus - bzw. vom Evolutions-Gedanken her - einfach geprägte Psychologie des männlichen Denkens. Sie wollen oft lieber intelligent, stark und dominant und eben nicht naiv und schwach wirken. Was ihre gleichberechtigte Rolle in der Gesellschaft fördert, reduziert dadurch zugleich in psychologischer und biologisch natürlicher Hinsicht das Empfinden von Lust bei Männern. Entsprechend lernen Männer, nur solchen Frauen Komplimente zu machen, die sich als Frau auch weiblich geben. Alternativ lernen Männer (falsch), dass Komplimente entwürdigend oder sogar diskriminierend seien und moderne Frauen so etwas gar nicht nötig haben.

 

Insofern stehen moderne gesellschaftliche Sozialisations-Ansprüche in Konfrontation mit den natürlichen Regelwerken der Evolution, der Biologie und Psychologie, die natürlich nicht einfach ausgeblendet werden können. Ein gewünschtes Umlernen und Umdenken bedarf nicht nur mehrere Generationen, sondern im Verhältnis zu Millionen Jahren Evolutionsgeschichte einige Jahrtausende und es sollte darauf geachtet werden, dass die Erkenntnisse der Gender-Forschung nicht - wie oft üblich - fehlinterpretiert werden.

 

Hier ist nämlich ein Prozess im Gange, der von der Ausrichtung her mit dafür sorgt, dass sexuelle Unlust bald schon ein gesellschaftliches Problem werden kann. Bereits 2011 gab es 173 Gender-Professuren an deutschen Universitäten und Fachhochschulen, die fast ausschließlich mit Frauen besetzt werden. Während andere Forschungsgebiete (wie z.B. die Paläontologie, die für die Klimaforschung und die Erdölindustrie nützlich ist) unzählige Lehrstühle verloren haben, wurden in der gleichen Zeit 30 neue Gender-Professuren eingerichtet, schließlich zählt die Förderung dieses Gebietes zu den erklärten bildungspolitischen Zielen. Die Absicht ist die Erreichung von sogenanntem "Gender Mainstreaming", was bedeutet, dass alle Geschlechter komplett gleichgestellt werden. Was vom Grundsatz her modern gedacht ist, wird jedoch bereits vom Ansatz her, sehr einseitig ausgelegt. So gelangten Gender-Forscherinnen kürzlich zu der Erkenntnis und Forderung, Fotos von der Hirschbrunft müssten aus der Werbebroschüre des Naturparks Eifel entfernt werden, weil die Bilder der Hirsche stereotype Geschlechterrollen fördern würden.


Genderforscher glauben, dass "Männer" und "Frauen" nicht eine Idee der Natur sind, sondern eine Art Konvention, ähnlich einer Mode-Erscheinung. Tatsächlich spielen kulturelle Akte eine wesentliche Rolle, um einen Mann zum Mann zu machen und eine Frau zur Frau. Sofern aber die körpereigene Chemie wie etwa das Testosteron wegdiskutiert werden und es als Diskriminierung gilt, einer Frau Komplimente in Bezug auf ihre Weiblichkeit zu machen, muss man sich fragen, wohin dies führen soll.

 

Zumindest führt dies nicht zu einer Steigerung sexueller Lust, allein schon deshalb, weil die für unser Denken und unser Verhalten verantwortliche Chemie nicht berücksichtigt wird. Begriffe wie "Hormon", "Biologie" oder "Evolution" werden hier übergangen und die geschlechtliche Anatomie des menschlichen Körpers in ein "soziales Konstrukt" umgedeutet. Gegenüber den Naturwissenschaften bauen Genderforscherinnen allein über Sprüche wie "Naturwissenschaften reproduzieren herrschende Normen" oder "Der Objektivitäts-Anspruch der Wissenschaft ist ein verdeckter männlicher Habitus" ein regelrechtes Feindbild auf und das alles finanziert über staatlicher Gelder.

Dazu zählt auch das extrem kostspielige Vorhaben, eine Universität umzubenennen, weil das Wort "Studenten" diskriminierend sei und nunmehr "Studierende" heißen muss. Ebenso soll es verboten werden, Frauen in der Öffentlichkeit Komplimente zu machen. Auch dies sei diskriminierend, weil es sich auf das Geschlecht bezieht und eigentlich alles eins sein muss. Angesichts derartiger Trends und Entwicklungen, die von staatlicher Seite ausdrücklich gewünscht sind und gefördert bzw. finanziert werden, darf man sich selbstverständlich nicht wundern, wenn die Quote der sexuellen Unlust weiter gravierend ansteigt und die Geburtenrate - zumindest in Bezug auf Menschen deutschstämmiger Herkunft - weiter sinkt. 


Wer gegen sexuelle Unlust angehen möchte, der sollte hier beginnen und verstehen, wie Menschen heute und jetzt funktionieren, wie Männer und Frauen im Inneren (Denken / Gehirn / Gehirn-Chemie) gepolt sind und beginnen, sich wieder natürlich zu verhalten. Wer weiß wie der Mensch (psychologisch und biologisch) funktioniert und bei seinem Partner auf das gleiche Wissen stößt, wird eher ein ausgefülltes, glückliches und zufriedenes Sexualleben haben als jemand, der Ansprüchen nacheifert, die für den menschlichen Geist und das innere Gefühlsleben unnatürlich sind.   

 

Doch die Unnatürlichkeit wächst stetig. Während sich Partner noch vor 20 Jahren beim Tanzen, auf der Straße, am Arbeitsplatz, in Kneipen, Diskotheken und Tanzlokalen kennen lernten, geschieht dies heute überwiegend über das Internet oder über das rein virtuelle Erleben. Alles andere stirbt mit der Zeit aus, gilt als verpöhnt, wird erschwert oder (zumindest indirekt) verboten. Stattdessen entstehen immer neue und unnatürliche Regeln, die sich oftmals etablieren, obwohl wir das bewusst oft gar nicht mitbekommen. Hinzu kommt die Wirkung der Medien und das Internet.

 

Viele Menschen - insbesondere Männer - flüchten heute oft in die rein virtuelle Realität in Form von Pornografie im Internet und anderen Medien. Woran liegt das? 

Unsere Gesellschaft wird derart stark mit sexuellen Reizen überflutet, dass normaler Sex für viele nicht mehr ausreicht oder sogar in Frage gestellt wird. Sex ist in den unterschiedlichsten Medien ständig und präsent und abrufbar, dazu in jeglicher Form und "Geschmacksrichtung". Im eigenen Leben ist dies nicht möglich und erst recht nicht in dieser Ausprägung und Vielfalt. Bereits vom Ansatz her ist es eher kompliziert bis nahe zu unmöglich, vergleichbare Erfahrungen in der Realität zu finden.

 

Insbesondere jüngere Männer, die viel im Internet unterwegs sind, sind häufig stark verunsichert verunsichert und kommen dann mit der Realität nicht mehr zurecht. Schließlich erleben sie das, was sich in ihrer eigenen partnerschaftlichen Sexualität abspielt, nicht oder nur stark abgeschwächt. Es kommt zu Frust, ebenso zu Zweifeln an der Bindung. Man denkt: "Das kann das doch nicht alles sein" oder "Das ist ja nicht im geringsten so oder ähnlich wie im Internet". Wer durch die Medien geprägt ist, erlebt in der Realität nicht annähernd das, was man überall im Internet findet.

 

Hinzu kommen Zweifel am eigenen Körper und an der eigenen Potenz. Aus diesen Zweifeln wächst Angst und diese Angst führt zu Impotenz, zur Vermeidung einer festen Beziehung (Vermeidungsverhalten) oder zum Rückzug aus der Beziehung.

Laut Nachrichtenmagazin "Focus" hat jeder fünfte Mann Angst davor, den sexuellen Ansprüchen der Partnerin nicht zu genügen. Die Dunkelziffer ist jedoch weit aus höher. Als Alternative suchen Männer - vor allem junge Männer - ihre sexuelle Befriedigung dann doch lieber per Mausklick im Internet. Es gibt sogar viele junge Männer, die davon berichten, dass sie ihre Sexualität fast nur noch ausschließlich im Internet leben.

 

Die Eindrücke dieser virtuellen Welt sind so enorm - dazu schnell und flexibel abrufbar - dass sie die Realität entweder nicht missen oder es Ihnen dadurch schwer fällt, eine geeignete Partnerin zu finden, erst recht eine, die den - über den Konsum gewachsenen - Ansprüchen halbwegs genügt. Wenn sie dann doch eine Partnerschaft eingehen, fällt es ihnen unglaublich schwer, mit dieser realen Frau Sexualität in angemessener Form zu leben und diese Sexualität dann auch als befriedigend zu empfinden. Es gibt sogar Männer, die berichten, dass sie beim Geschlechtsverkehr gar keine Empfindungen mehr haben. Aber auch bei Frauen wächst die Prägung durch Medien und Internet. Es kann Frust entstehen, weil der eigene Partner nicht mithalten kann oder aber Neugier nach neuen Erfahrungen, die denen aus dem Internet oder den Erzählungen anderer Frauen ähneln.

 

Frust führt zu einem bestimmten Verhalten und Kommunikationsverhalten - und dies führt dann im Umkehrschluss dazu, dass es in der eigenen Partnerschaft nicht mehr so gut läuft wie früher. Insofern spielt hier der Effekt der Selbsterfüllenden Prophezeiung mit.

 

Das Alter und die Dauer einer Beziehung spielen auch eine Rolle: Mit zunehmendem Alter und mit der Dauer einer Beziehung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das sexuelle Verlangen abnimmt. Dies trifft selbst bei Paaren zu, die sich in ihrer Partnerschaft seit vielen Jahren immer noch wohlfühlen. Das Nachlassen der anfänglichen Leidenschaft verblasst zumeist nach 2 bis 4 Jahren Partnerschaft. Dabei gilt die Regel: Je länger die Beziehung, desto weniger Sex. 

 

Einer neurowissenschaflichen Untersuchung nach (Dietrich Klusmann, 2000), in der Studenten-Paare im Alter von 19 bis 32 Jahren nach ihren sexuellen Gewohnheiten befragt wurden, zeigte sich, dass die Paare bereits nach einem Jahr weniger häufig Geschlechtsverkehr hatten als zu Beginn der Beziehung. Nach 6 Jahren war bei 40 Prozent der Männer und bei 80 Prozent der Frauen die sexuelle Lustlosigkeit deutlich angestiegen.

 

Logisch ist dies allein aus der nüchternen Betrachtung aus rein biologischer Sicht, schließlich steuern uralte im Gehirn verankerte Reaktionsmuster das Sexualverhalten. Das Zusammenspiel zwischen Hormonen und Nervenzellen ist evolutionsbiologisch gesteuert und hat das alleinige Ziel, Mann und Frau zum Geschlechtsakt zu bringen, damit Nachwuchs entsteht. Nach den ersten malen des Geschlechtsverkehrs, spätestens aber nach Erscheinen des Nachwuchses gilt die "Paarung" als bereits abgeschlossen. Sobald die Nachkommenschaft in der Realität oder Vorstellung gesichert ist, lässt der Drang zur körperlichen Vereinigung automatisch nach.

 

Auch die Intensität einer Partnerschaft inklusive der Nähe und Eingebundenheit in unterschiedliche Lebensaspekte spielt eine Rolle. Je intensiver die Partnerschaft ist, desto schneller lässt das sexuelle Verlangen und die Aktivität nach. Gravierend ist es dann, wenn die Partner den ganzen Tag über miteinander verbringen oder zumindest einen großen Teil. Besonders gravierend ist es, wenn der Partner bzw. die Partnerin auch beruflich mit eingebunden ist z.B. im gleichen Unternehmen, in der gleichen Abteilung oder sogar im gleichen Team arbeitet. Hier kommt die wichtige Regel von Distanz und Nähe dann ebenso zur (negativen) Wirkung wie der Abstumpfungs-Effekt durch entsprechende Reizüberflutung.


Auch psychische Erkrankungen wie z.B. eine Depression können eine Ursache für sexuelle Unlust darstellen, ebenso wie bestimmte Medikamente die sexuelle Lust blockieren. Oft sind es aber allein die vielen Alltäglichkeiten, die eher das Gegenteil von dem darstellen, was man als Lust oder sexuell anregend bezeichnen kann: Ärger in der Arbeit, Probleme mit den Kindern, Frust, eigene Krankheiten, Pflege kranker Familienangehöriger, Pflege der Kinder, Sorge um Familienmitglieder, Finanzielle Sorgen, Angst vor Krankheit, Alter und Tod.

 

Stress spielt eine ganz besondere Rolle. Männer, die in ihrer Arbeit Probleme haben, nehmen diese Probleme natürlich auch in ihr Sexualleben mit. Dies führt nicht nur zu Unlust im Sexualleben, sondern oft auch zu Potenzproblemen. Die können bereits schon dann entstehen, wenn der Kollege befördert wurde, man selbst aber nicht. Oder wenn ein Bekannter angeblich mehr verdient, einen höheren Status hat als man selbst. Hier gilt die Regel: Je höher das Status-Gefühl, desto höher die Lust. Erfolg ist insofern ein Lust-Förderer (selbst Schein-Erfolg bzw. angenommener Erfolg), während Misserfolg (oder bereits angenommener oder unterstellter Misserfolg) das genaue Gegenteil bewirkt.

Besonders schlimm wirken sich Ängste auf die sexuelle Lust aus - sie wirken als regelrechter Lust-Killer. Finanzielle Sorgen können ebenso dazu gehören wie Angst vor Jobverlust oder allein die Angst davor, dass es mit der eigenen Potenz nicht mehr so recht klappt. Allein die Angst sorgt dafür, dass Impotenz eintritt.

 

Sexuelle Unlust steht auch in einem Zusammenhang mit Krankheiten. Auf der einen Seite können seelische, psychische und physische Erkranken sexuelle Unlust fördern oder herbeiführen; auf der anderen Seite kann das Resultat sexueller Unlust, nämlich komplett ausbleibender Sex und ausbleibender Körperkontakt aber auch zu Persönlichkeitsstörungen, psychischen Erkrankungen oder auch physischen Erkrankungen führen. Ebenso kann allein die Vorstellung, sexuell unterfordert bzw. nicht ausgelastet zu sein, zu Problemen und Störungen führen, insbesondere dann, wenn man sich der Zusammenhänge nicht bewusst ist oder völlig falsche Maßstäbe ansetzt, die erst zu diesem subjektiv gewerteten Eindruck führen. 

 

Wer von seinen Bekannten oder aus den Medien (heraus-)hört, dass andere angeblich täglich Sex haben, kommt schließlich zu dem naiven Eindruck, dass mit ihm selbst oder mit seiner Beziehung irgendetwas nicht stimmen müsse. Dass es sich dabei aber um einen etwaigen Beobachtungs-, Beurteilungs- oder Wahrnehmungsfehler handelt, realisiert man nicht, allein schon deshalb, weil die dem eigenen Verhalten und den eigenen Erfahrungen gegenübergestellten Werte eine viel zu starke Wirkung besitzen und man derartige Wahrnehmungsfehler selbst gar nicht bemerkt. Dem gleichen Wahrnehmungsfehler unterliegen auch jene Menschen, die sich an pornographischen Darstellungen und/oder Berichten orientieren. Tatsächlich ist nicht jeder so intelligent und objektiv sachlich-nüchtern, Film und Fiction von Lebens-Alltags-Realität zu unterscheiden.

 

Manchmal ist es aber auch geradewegs schön und lustvoll, eben völlig naiv genau dieser Lebens-Alltags-Realität für eine Weile zu entfliehen. Dies gelingt auch in der eigenen Partnerschaft z.B. durch Verkleidung und Rollenspiele, besondere Orte, gemeinsames  Ausprobieren und zwangloses Ausleben von Phantasien, eine bestimmte Art der Kommunikation und ein bestimmtes Verhalten, das einfach einmal anders ist, als das, was man bislang gewohnt ist. Beginnen könnte man mit genau dem, was argwöhnische und unlustige Vertreter der besagten Genderforschung negieren: Mit Komplimenten - und zwar mit solchen, die über das, was wir sozialisiert haben und unterdrücken, hinausgeht.

 

Gelingt das nicht, kann man das lernen oder sogar spezielle Anreize schaffen, die derartige Komplimente fördern. Es gibt eine Fülle an Möglichkeiten. Viele Menschen kennen sie nicht - erst recht nicht im Detail. Aber Schuh ist nicht gleich Schuh und Strumpf eben nicht gleich Strumpf. Für Männer gilt das ebenso. Was haben Sie sich zuletzt als Mann tolles oder Aufregendes einfallen lassen? Es hat nicht gewirkt? Dann war es das Falsche und es gilt, dazu zu lernen und vor allem: Den Partner besser kennen zu lernen - und das auch nach 10 Jahren Ehe. Man kann bemüht sein, viele Dinge für sich und die eigene Partnerschaft zu entdecken bzw. wieder zu entdecken.
Man kann aber auch alles beim Alten lassen und besser noch: Sich auf die Genderforschung berufen. Das Ergebnis kennen Sie bereits: Es steht in der Überschrift.

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