Psychologie & Unternehmensführung

Erlebnisse

Ergänzend zum Thema Psychologie und Unternehmensführung erfolgen hier einige satirisch anmutende Anekdoten aus dem Arbeitsalltag. Die nachfolgenden Beispiele geben jedoch sehr zutreffend wieder, wie häufig die Psychologie in der Unternehmensführung vernachlässigt, ja sogar verkehrt wird. Sie zeigen bereits an diesen Beispielen auf, welche Zusammenhänge bestehen: Zusammenhänge in Bezug auf das Wissen, das Denken, das Verhalten und die Wahrnehmung.  

 

Nicht selten stellen wir im ib Fachbereich "Geschäftsoptimierung" bei vielen Unternehmern und Führungskräften sogar ein regelrechtes Unverständnis in Bezug auf den Begriff der "Psychologie" - auch in Bezug auf logische psychologische Zusammenhänge, die eigentlich zum grundlegenden ABC der Unternehmensführung, der Menschenführung und der Mitarbeiterführung zählen, fest. 

 

Kürzlich nahm ein Bewerber auf die ausgeschriebene Position des Geschäftsführers
in einem zu optimierenden Unternehmen, welches im Rahmen dieses Optimierungs-Zweckes eine neue kluge, sozialkompetente und psychologisch interessierte Führungspersönlichkeit benötigt, beim Ansprechen des Themas "Psychologie" entsetzt seine Bewerbung zurück. Die Begründung im exakten Wortlaut: "Ich möchte ein Geschäft führen und nicht als Psychologe arbeiten."

 

Fast täglich erleben wir, dass Bewerber auf Führungspositionen (Fachbereich Personal-Optimierung) merkwürdigerweise erstaunt und irritiert sind, wenn sie, weil sie es in der Stellenbeschreibung blindlings übersehen haben, nun erfahren, dass Persönlichkeit und Verhalten (z. B. Arbeitsverhalten) für uns wichtiger sind als z. B. Zahlen oder Branchenkenntnisse. Erstaunt ist man darüber, dass die Eignungsdiagnostik nach dem ib reality view & proof concept genau das misst und prüft. Auf der einen Seite wurden weder Stellenanzeige noch Web-Seiten-Infos dazu genau gelesen; auf der anderen Seite wird weder die Psychologie, noch der direkte Zusammenhang zwischen Psychologie und Unternehmensführung verstanden.

 

Zwei Human Resources Manager eines großen Unternehmens bekamen es scheinbar regelrecht mit der Angst zu tun, als sie im Schulungsplan des gewünschten Führungskräfte-Trainings das Wort Kommunikationspsychologie lasen. Sie meinten, dass die Kombination der Begriffe "Kommunikation" und "Psychologie" etwas befremdlich, manipulativ und abschreckend klinge und ihnen Angst mache. Laut Aussagen genervter Führungskräfte macht das Training nun ein Sozialarbeiter, der in der Schulung - ähnlich einem Grundschulunterricht - lediglich das Sender-Empfänger Modell erklärt und ebenso, dass sich alle lieb haben sollen. Um das alles zu üben, sollen sich die Teilnehmer Bälle zuwerfen und rufen: "Piep, piep, piep. Wir haben uns alle lieb." Sehr interessant und gewiss kein Einzelfall.

 

Ein Headhunter teilte bei Nachfrage des ib Karrieremanagements - ohne Sichtung der Bewerbung bzw. ohne an anderen Informationen interessiert zu sein - mit, dass der von ib empfohlene A-Kandidat, ein ehemaliger Geschäftsführer, für den wir den Headhunter kontaktierten, um die Anforderungen einer bestimmten Stelle zu klären, nur dann eine Chance habe, wenn er eine bisherige Umsatzverantwortung von mindestens 600 Mio. Euro nachweisen könne. Je höher die Zahl, desto besser sei die Chance. Alles andere (z.B. Persönlichkeit, Engagement, Erfolge usw.) spiele keine relevante Rolle. Da unser Mandant aus dem Karrieremanagement, ein getesteter A-Kandidat nur eine Umsatzverantwortung nachweisen konnte, die knapp darunter lag, bekam die Stelle ein uns aus dem Fachbereich Recruiting/Eignungsdiagnostik bekannter, überaus dreister Negativ-Bewerber, der zwar für geringes Engagement, Demotivation und Misswirtschaft bekannt ist, dafür aber eine etwas höhere Umsatzverantwortung über sein eigenes Zeugnis "nachwies". Psychologisch kann man ein derartiges Einstellungsverhalten eigentlich nur mit Mängeln in Bezug auf Wissen oder Intelligenz oder mit bewusst destruktivem Verhalten (kommt auch vor) erklären.

 

Jetzt könnte man meinen, dass der Headhunter dem Anschein nach vermutlich lieber Immobilien- oder Versicherungsmakler geworden wäre. Tatsächlich sind derartige bzw. ähnliche Entscheidungsgrundlagen aber fast die Regel. Was soll man nun dazu sagen? Wir verkneifen uns das an dieser Stelle.

 

Einmal vernahmen wir sogar von einem Unternehmer, der Hilfe anfragte und dabei mehr als nur ein Problem hatte, eine Aussage wie "Ich brauche keine Therapie und keine psychologische Diagnostik, sondern bessere Zahlen und Kunden." Abgesehen davon, dass "Psychologie" nicht gleich "Therapie" ist, klingt das in etwa so, als wenn er sagen würde: "Ich brauche weder Essen noch Schlaf. Ich will nur arbeiten." Bei einem derartigen grundlegenden Unverständnis in Bezug auf Psychologie müssen wir gleich im Vorfeld absagen. Ein derartiges Unverständnis tut einem zwar leid, aber helfen im Sinne von optimieren kann man da nicht.

 

Irgendein Zahlen-Jongleur würde hier ebenso besser passen wie ein Betrüger, der wie im gleichnamigen Märchen nach dem Motto "Des Kaisers neue Kleider" verfährt. Genau hier liegt aber das eigentliche Problem für aktuelle und spätere Misserfolge von Unternehmen oder bestimmten Unternehmensbereichen. Das Problem von Firmen, die langfristig nicht optimal laufen oder sogar kurzfristig schon viele Probleme haben, besteht nicht selten darin, dass ein Großteil der Führungskräfte genauso denkt. Im Vordergrund stehen Produkte, Maschinen, Zahlen. Hinzu kommen unzählige Unternehmensberater, Personalberater und Headhunter, dann die Interimsmanager und zuletzt der Insolvenzberater.


Es geht aber nicht nur um das unzureichende oder fehlende allgemeine Grundverständnis für Psychologie an sich. Ebenso geht es nicht um die reine Duldung psychologischer Zusammenhänge von Unternehmen, Mensch, Marke und Kommunikation, sondern vielmehr um die enorme Brisanz derartiger Missverständnisse. Es geht um den eigentlich herausragend wichtigen, ja sogar grundlegenden Stellenwert der Psychologie in der Unternehmensführung, im Geschäftsleben, im Betriebsalltag, im Personalwesen, im Kundenverhalten, in der Kommunikation, in Bezug auf die Außenwirkung und die Wirtschaft allgemein.

Das hat mit "Piep, Piep, Piep. Wir haben uns alle lieb" ebenso wenig zu tun wie mit Therapie, Selbstverwirklichung oder Psychiatrie, ebenso wenig mit psychologischen Krisen-Interventionsgesprächen. 



(zurück) zu Hintergrundwissen "Psychologie und Unternehmensführung"